Dada-Ball
Johannes Schmidt bespricht aktuell auf literaturkritik.de Thilo Bocks überarbeite Biographie des Dada-Balls:
„Den Hauptteil der Darstellung nimmt die Zürcher Zeit am Cabaret Voltaire ein. Unzufrieden mit einem Engagement bei einer anderen Kabarettgruppe und in finanzieller Not mieteten Ball und Hennings Anfang 1916 den Veranstaltungsraum einer Kneipe, luden Freunde ein, sich am Programm zu beteiligen und schufen so die „Künstlerkneipe Voltaire“. Schon der Name deutete eine politische Dimension des Unternehmens an, war Ball doch Kriegsgegner und überzeugt von der preußisch-deutschen Kriegsschuld; entsprechend sollte das Programm des Kabaretts sich an der französischen Kultur orientieren und so Kunst und Politik verbinden wie „eine lebendige Zeitschrift“ – ein Vorsatz, der binnen kürzester Zeit unterging im dadaistischen Trubel. Ein Stück weit getrieben von den offen auf spaßige Unterhaltung zielenden Mitarbeitern Huelsenbeck und Tzara, teilweise auch früher gewonnene Ideen über Theater und Literatur fortspinnend, entwickelte Ball stattdessen seine Lautgedichte, in denen er der „gebrauchten“ Sprache – die ja auch und gerade die Sprache der deutschen Kriegspartei war – den Rücken kehrte, um neue, eigene Worte zu finden.“
Thilo Bock: »Eine lebendige Zeitschrift gewissermaassen.«. Hugo Ball und die literarische Bühne.
Verbrecher Verlag, Berlin 2016.
Neuen Kommentar schreiben