Schlammkohlennass
Foto: Erich Grisar (Quelle: Ruhrmuseum)
Jens Dirksen entdeckt aktuell für die WAZ die Hinterlassenschaft eines vergessenen „Arbeiterdichters“ – Erich Grisar:
„Dass es noch solche Entdeckungen zu machen gibt, hätte sich selbst Theo Grütter als Chef des Essener Ruhrmuseums nicht träumen lassen: Fotografien von ungeahnter Härte, drastisch, realistisch, vom Alltagsleben im Kohlenpott der späten 20er-Jahre.
Eine Lkw-Ladung Arbeiter auf dem Weg zur Schicht, Bauarbeiter mit den Füßen im nassen Beton, bitterarme Menschen beim verbotenen Fischen nach nasser Schlammkohle in den Absetzbecken der Zechen, alte Männer mit Hut und am Stock in grotesk schlecht sitzenden Jacken und Mänteln, Schrottplatz-Arbeiter beim Ausweiden der ersten ausrangierten Automobile, Mädchen beim Gänsehüten auf dem gepflasterten Trottoir an der schlammigen Straße in der Siedlung Kaiserstuhl. Und Kinder, die sich die Hände wärmen über einer Feuertonne, die früher mal einem Bauern als Milchkanne diente.
Fotografiert hat sie der 1898 in Dortmund geborene, in Dortmund gestorbene Schriftsteller und Arbeitersohn Erich Grisar.“
Foto: Erich Grisar (Quelle: Ruhrmuseum)
„Der selbst aus einer Arbeiterfamilie stammende Erich Grisar war zunächst als technischer Vorzeichner in der Industrie tätig, erlebte den Ersten Weltkrieg als Soldat und wohnte danach eine Zeit lang in Leipzig. 1924 kehrte er in seine Heimatstadt Dortmund zurück, in der er fortan als Schriftsteller und Journalist arbeitete. Mehr als 60 Jahre nach seinem Tod widmen sich das Ruhr Museum, das Dortmunder Stadtarchiv, das Fritz-Hüser-Institut, das LWL-Industriemuseum Zeche Zollern, die LWL-Literaturkommission für Westfalen und die Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets Grisars fotografischem Schaffen. 4.250 seiner Fotografien wurden vom Stadtarchiv Dortmund erschlossen und digitalisiert. Die Galerieausstellung des Ruhr Museums zeigt ab 14. März eine Auswahl dieser größtenteils bisher unbekannten Ansichten aus dem Ruhrgebietsalltag.“ Stiftung Zollverein
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