Kein Verfallsdatum des Eigensinns
Dieter Lamping aktuell in seiner Lyrik-Kolumne auf literaturkritik.de:
"„Der Laie“, schrieb Bertolt Brecht in den 30er-Jahren, „hat für gewöhnlich, sofern er ein Liebhaber von Gedichten ist, einen lebhaften Widerwillen gegen das, was man das Zerpflücken von Gedichten nennt, ein Heranführen kalter Logik, Herausreißen von Wörtern und Bildern aus diesen zarten blütenhaften Gebilden“. Bertolt Brecht wollte von solcher Feinfühligkeit nichts wissen, weil „nicht einmal Blumen verwelken, wenn man in sie hineinsticht. Gedichte sind, wenn sie überhaupt lebensfähig sind, ganz besonders lebensfähig und können die eingreifendsten Operationen überstehen“. Nicht nur, dass solche Auseinandersetzungen Gedichten wenig anhaben können – in ihnen leben sie geradezu fort. Sie sind Proben auf ihre Haltbarkeit. In ihnen finden Gedichte erst ihre Leser, die genauso sind wie sie: eigensinnig und, wenn auch nicht immer ernst, so doch ernst zunehmen."
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