„grauer als das graue Weh”
Über Selma Meerbaum-Eisinger zu schreiben, zumal sie zu rezensieren – kaum möglich. Bezöge man sich auf ihren so frühen Tod, klänge es, als läge hier nicht Dichtung vor, die in sich vollendet ist, die „sich ganz zu geben” vermag und dennoch nicht „wie Rauch ins Nichts verfließt.” Behandelte man aber die Lyrik als vollendete, bagatellisierte man das Schicksal, auf das Lyrik ja auch antwortet:
„Ich habe keine Zeit gehabt zu schreiben.”
In kürzester Zeit mußte sie schreiben, geboren 1924, dem Nationalsozialismus 1942 zum Opfer gefallen; „so schwer und süß gereift” ist hier dennoch, was intensiv sein soll, verhalten und klar, was sich abzeichnet: „grauer als das graue Weh”, wie es vom Regen heißt.
Selma Meerbaum-Eisinger zu rezensieren – unmöglich. Sie aber anzuempfehlen, das ist und bleibt angeraten; eine beglückende, schreckliche, dringliche Lektüre.
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