Ichmund Adagio
Janko Ferk bespricht aktuell im online Buchmagazin des Literaturhaus Wien die „orphischen Skizzen“ von Ferdinand Schmatz:
„Im neuen Band, einem Glanzstück, begegnet Ferdinand Schmatz in Annäherungen und Verwandlungen der orphischen Motive – in einer eigenwilligen Auswahl beziehungsweise Zusammenstellung - drei überragenden Künstlerpersönlichkeiten des vorigen Jahrhunderts, und zwar dem italienischen Filmregisseur sowie friulanischen Dichter Pier Paolo Pasolini (Poesie a Casarsa, 1942), der exemplarischen Hollywood-„Ikone“ Marilyn Monroe und dem Opernsänger Joseph Schmidt, der auf der Flucht vor dem Nazi-Terror sein Leben verlor.
Beginnend am Ursprung des Mythos, jenem Ort, an dem die Sprache geboren wird, breitet Ferdinand Schmatz seine präzisen Prosaskizzen und sinnlichen Gedichte aus. Sanft zieht er den Gesang des Orpheus ein. In der Berührung mit dem dichtenden Ich schillern die Figuren in ihrer poetischen Inszenierung – in ihrem immer vergeblichen Versuch, durch die Kunst den Tod zu überwinden.
Es ist, wie man so schön sagen kann, kein „leichtes“ Buch, das Schmatz geschrieben hat. Im Gegenteil, es ist ein vieldimensionales Sprach-Feuer-Werk, es ist eine magische und klangvolle Lektüre, ein Erlebnis, das man nur adagio erleben und –lesen darf.“
Ferdinand Schmatz: das gehörte feuer. orphische Skizzen. Haymon Verlag, Innsbruck-Wien 2016.
ich, mund (rhapsodisch laut)
es treibt mich zu öffnen was: mund –
ihn, untere zunge, zu spüren,
ihn, oberer zahn, zu rühren,
ihn, rundum darüber hinaus was treiben zu lassen,
schwingend, auf wellen, klingend
in blasen, nicht ein-zu-fassen ihn
- ein knall füllt mich und ihn als mund
zu einem raum im schall, berstend, als bruch
noch kein ball – die welt – in phasen ohne rund
gibt sie sich als das, was mir der zahn so malmte
- ohne mal noch, ohne kerbe, schrund -
im beissen brach sich auf das rund zur murmel,
dass raus es kollerte, was ding wird werden:
kugel, brocken, brösel – stoffe, pneu
(seele des balls),
der im atem sich auf,regend, macht zu erden:
luft
fleucht
sand
kracht
in den schlund, dort, verformt sich’s (noch ohne phrasen)
(S. 238.)
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