„In-der-Zeit-sein”: Kittler, früh am Puls der Zeit
Friedrich Kittler hat so radikal und klar wie wenige den Zusammenhang zwischen Medium oder Aufschreibsysteme einerseits und andererseits dem, was Inhalt sein soll, bedacht – wobei das System oder Medium eröffnet, was sonst nur Unsinn wäre: „Den Unsinn mit System […] gibt es nur in Schrift”, so Kittler in seinem vielleicht bekanntesten Werk.
Dieser Esprit, diese Mischung aus Radikalität und Bedachtsamkeit, dazu Belesenheit ohne Ende – das zeichnete schon den frühen Kittler aus, wie die frühen Schriften aus dem Nachlaß belegen. Manchmal manieriert, manchmal allzu assoziativ, aber immer lesenswert arbeitet er sich schon hier an dem, was später Theorie wurde, ab; wobei er aber das eruptive Aufbrechen sich bewahrte.
Ob es nun das Auge ist, das sieht und spiegelt, der „diskontinuierlich-taktierende” Herzschlag von Texten, Glück als Gefahr – „halsbrecherische[n] Balance” zeichne es aus –, Vergehen und/als Vollendung, der Vampir als mediales Spektakel, das nicht nur in der Darstellung die „binäre Dialektik” unterwandere (die übrigens, das sei doch angemerkt, nicht dialektisch wäre), … man bekommt hier reichlich geboten, meist in geschliffener Sprache und pointiert.
Baggersee: Medientheorie in statu nascendi, ein empfehlenswerter Band, der das Bild Kittlers ergänzt und darüber hinaus anregt.
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