Fotogrammen
Alice Lex-Nerlinger, Kinderbuchblatt: Hochhaus, 1928, Fotomontage, 24,8 x 36 cm. Akademie der Künste, Berlin, Kunstsammlung Inv.-Nr. 6073 Foto: Ilona Ripke, © S. Nerlinger, Berlin
Nur noch bis zum 07. August läuft die Erste Retrospektive zu der Künstlerin Alice Lex-Nerlinger im Verborgenen Museum in der Schlüterstr. 70 in Berlin.
Alice Lex-Nerlinger gehörte mit Hannah Höch, Lea und Hans Grundig, John Heartfield, den Kölner Progressiven und ihrem Ehemann Oskar Nerlinger zur künstlerisch-politischen Avantgarde der Weimarer Republik.
Das Verborgene Museum Berlin zeigt in der ersten Retrospektive von Alice Lex-Nerlinger die wichtigsten Werke der Fotomonteurin und Malerin. Als jüngstes von sechs Kindern des Lampenfabrikanten Heinrich und seiner Frau Nathalia Pfeffer wurde Alice Pfeffer, verheiratete Nerlinger, in Berlin-Kreuzberg geboren. 1911 entschied sie sich für eine Ausbildung zur Malerin und Grafikerin an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuse-ums. 1918 heiratete sie Oskar Nerlinger und nahm im Laufe der 1920er-Jahre den Künstlernamen Lex an.
Alice Lex-Nerlinger, Arm und Reich, 1930, Fotogramm-Montage, 63 x 62 cm Akademie der Künste, Berlin, Kunstsammlung Inv.-Nr. 3706 Foto: Ilona Ripke, © S. Nerlinger
Konsequent arbeitete Alice Lex-Nerlinger ab 1927 mit moderner Fotografie und experimentierte mit Fotomontagen, Fotogrammen und mit der Spritzbildtechnik, um durch einfache Reproduktion massenhafte Verbreitung ihrer aktuellen, gesellschaftspolitischen Themen zu erreichen. Mit ihren sozialkritischen Bildern traf sie den Nerv der Gesellschaft am Ende der Weimarer Republik. Berühmt gemacht hat sie ihre persönliche Kampfansage gegen den Abtreibungsparagraphen, das Spritzbild »Paragraph 218« von 1931. Während des Nationalsozialismus trieben Zensur und Arbeitsverbot Alice Lex künstlerisch in die »Innere Emigration«, was sie jedoch nicht davon abhielt, im Untergrund politisch gegen das Regime vorzugehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete sie in der DDR überwiegend an offiziellen Porträtaufträgen.
Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Kunstsammlung der Akademie der Künste, Berlin, die den bildkünstlerischen Nachlass von Alice Lex-Nerlinger bewahrt. Es ist die erste Retrospektive mit ca. 70 Arbeiten und wurde in Zusammenarbeit mit der Kunsthistorikerin, Prof. Dr. Rachel Epp Buller, USA realisiert. Es erscheint ein Katalogbuch mit einem Text von Rachel Epp Buller, Erinnerungen der Künstlerin (1956) und einem Nachwort von Eckhart Gillen im Lukas Verlag.
Der Ausstellungskatalog
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Das Verborgene Museum e.V. ist die weltweit einzige Einrichtung, die sich programmatisch um die öffentliche Präsentation und wissenschaftliche Aufarbeitung der Lebenswerke von Künstlerinnen kümmert, die aus unterschiedlichsten Gründen in Vergessenheit geraten sind.
Seit seiner Gründung 1986 hat das Verborgene Museum durch Ausstellungen und Publikationen bereits die Lebenswerke von ca. 100 Künstlerinnen vorgestellt.
Der Verein hat durch nationale und internationale Verbindungen mit Museen, Archiven und Hochschulen, mit Galeristen, Nachlassverwaltenden und dem Publikum ein Netzwerk geknüpft, das seinerseits wiederum dazu führt, vergessene und verstreute Nachlässe von Künstlerinnen zu Tage zu fördern. Zu den bisher wieder bekannt gemachten Künstlerinnen gehören Gertrud Arndt, Dorothy Bohm, Ida Gerhardi, Marta Hegemann, Lily Hildebrandt, Lotte Jacobi, Lotte Laserstein, Käthe Loewenthal, Else Lohmann, Marie Vassilieff, Hilde Weström, Eva Besnyö, Frieda Riess und Yva (Else Neulaender-Simon).
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