Waldfressende Wanderdüne
Ein Klassiker der modernen Photographie ist in einer Edition seiner Schriften neu zu entdecken. Der vor allem auch als Dadaist bekanntgewordene Raoul Hausmann hat Zeit seines Lebens in Theorie und Praxis versucht, die Photographie als neue Sehform zu begreifen. Sie stellte für ihn die Möglichkeit dar, die Wirklichkeit anders, lebendig, spannungsreich und bis dahin ungesehen wahrzunehmen und dann auch darzustellen. Über einen Zeitraum von fast fünfzig Jahren hat er dabei immer neue Projekte in Angriff genommen: Das Spektrum reicht von Pflanzen-, Landschafts- und Aktaufnahmen über Bildberichte, Photomontagen und Infrarotphotographien bis hin zu ethnographischen und experimentellen Bildern.
Der Band versammelt alle überlieferten Texte Hausmanns zur Photographie. Viele von Ihnen – wie etwa ein umfangreiches Manuskript zur Infrarotphotographie – werden hier erstmals ediert. Damit wird das theoretische Werk eines der bedeutendsten Photographen der Moderne umfassend erschlossen und vorgestellt.
„Wir haben Jahrtausende unser Auge zu einer Optik herangebildet, die unsere Besitzbegriffe und unsere Minderwertigkeitstendenz widerspiegelt: wir verlören die Sicherheit, aufrecht zu stehen, Menschen zu sein, wenn wir nicht uns durch das optische Wahrnehmen eines Oben und Unten, eines
Klein und Groß das selbstverständliche Bewußtsein der Überlegenheit über die Mitwelt durch eine ressentimentsmäßig überkompensierte Sehweise erhielten. Wir nennen unser Sehen: Wahrnehmen, und es ist keine Wahrheit darin.“
Raoul Hausmann (1921)
Raoul Hausmann: Photographisches Sehen. Schriften zur Photographie 1921-1968. Wilhelm Fink Verlag. Herausgegeben von Berlinische Galerie, Musée départemental d'art contemporain de Rochechouart und Bernd Stiegler.
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