Glück und Nutella
Friedrich Hahn ist Experte für Schönes über Merkwürdiges. Auch im neuen Roman, Die Schaufensterfrau, der von der Liebe derer, die nicht geliebt werden, handelt, zeigt sich dies. Er erzählt von Hannah, die Schaufenster dekoriert, ein paar Stammkunden, ein paar „Einmalundniewiederaufträge”. Selbstständig, dank Arbeitsamt, quasi.
Ihr Leben? – Plätschert, Liebe wenig, Erfolg auch, aber man „beschließt, sich heute keine Sorgen zu machen”, ab und zu. Pausen gibt es immerhin, „Engführung” genannt, mit Celan, was Hahn sicher und Hannah womöglich auch weiß. Immerhin weiß sie auch, daß der Mensch im Leben 38.000 Liter Speichel produziert… So geht es durch ein beiläufiges Leben, mit vielen „(…)”, die die Sprunghaftigkeit oder Diskontinuität ausdrücken: des Lebens, des Gedächtnisses, dieses bedrohlichen Archivs:
„Wie sind unsere Erinnerungen gespeichert? Schicht für Schicht? ]…] Oder in einem wilden Durcheinander?”
Durcheinander entsprächen sie jedenfalls dem, als was sie sich einprägten: ein „Patchwork der Gefühle”… Die sowieso nicht so lange wie der Fußpilz halten, den Hannah statt der Liebe erobert. Beziehungsweise statt einer Liebe in Linz – wer würde das wollen? Hannah offenbar nicht.
Und was Glück sei, das weiß sie in all den kleinen Unglücken, die sie groß gar nicht werden ließe, aus der Kindheit oder Jugend – ein in sie verschossener Jüngling hat es ihr damals verraten:
„Glück, das ist jemand zu haben, der alles reparieren kann. Und dessen Lippen nach Nutella schmecken. Daran hat Hannah in letzter Zeit oft gedacht. Und achtet darauf, dass sie stets Nutella zuhause hat”…
Wird sie Glück, zum Beispiel dieses, finden? Oder die Liebe..? Übrigens ist Glück aber auch, ab und zu ein Buch von Hahn zu lesen.
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