Gedichtreibe
Neues aus dem Leipziger Literaturverlag: eine Zusammenstellung von Gedichten von Milan Hrabal, einiges aus den letzten ca. 20 Jahren, auch bislang Unveröffentliches.
Auseinandersetzung mit sich selbst, der Welt seiner Kindheit, der Religion und der Geschichte - Auseinandersetzung meint nicht Abrechnung, das zu betonen, ist ihm wichtig. Wichtig ist der genau hingewandte, ja zugewandte Blick. Dazu kommt im Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Polen das Vor-Augen-Führen einer Versehrtheit der Umwelt, die vor Ländergrenzen nicht halt macht. Das Abholzen ganzer Wälder, verwüstete Landstriche, karge, steppenähnliche Tagebaufolgelandschaften. Eine ausgebeutete, unbefestigte Gegend, wie man sie auch anderswo auf der Welt findet. Genügend Stoff, um sich im Gedicht daran zu reiben. Und ganz selbstverständlich drängen dabei solche Themen in den Text, die an Wichtigkeit nichts einbüßen: geboren werden, Leben, Sterben. Milan Hrabals Gedichte sind verknüpft mit dem Dasein. Durch diese unbedingte Nähe sind sie um so eindringlicher.
Milan Hrabal: Eine schimmernde Wabe Glimmer. Gedichte.
Aus dem Tschechischen von Róža Domašcyna. Leipziger Literaturverlag.
Das Kellergewölbe
das Zwischenspiel zwischen den Spielen
fällt die feuchte Treppe herab
watet im Nest aus schlüpfriger Dunkelheitder Geruch von Märchen reicht nicht bis hierher
und doch – die Stille ist reich an Geklimper
beim Aufschlagen der Tropfen
erinnert sie an Mutters Küche
früh beizeitenIst es das Trampeln beim Ausschütten überreifer Äpfel?
im Winkel deiner Gedanken
hat jemand mit Nachdruck geseufzt
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