„Reflections on Translation“
Sprache muß man denken, nicht rechnen.
Diese Erkenntnis ist für PoetInnen womöglich nicht überraschend. Für manche SiliconesInnen scheinbar doch, weil für diese Denkresultate durchaus mit Rechenarbeit imitiert werden können. Oliver Jungen berichtet jetzt in der FAZ von einem Treffen auf Douglas R. Hofstadter, dessen „Gödel, Escher, Bach: ein Endloses Geflochtenes Band“ von 1979 zur Grundausstattung einer Bibliothek jedes technophilen Denkers gehört. Die Grenzen, an denen Maschinen den Menschen nicht weiter überholen können, siedelt Hofstadter in der Sprache an. So erzählt Jungen vom Fortgang der Vorträge, die Hochstädter unlängst als vierzehnter Albertus-Magnus-Gastprofessor an der Universität zu Köln gab:
„Das wohlbekannte Phänomen, nie zu wissen, welche Stelle halbwegs korrekt, welche blödsinnig übersetzt wurde, zeigte der Gast an einem Gedicht des chinesischen Poeten Wang Wei aus dem 8. Jahrhundert, an Franz Grillparzers „Der arme Spielmann“ (aus der eintretenden „Magd mit der Suppe“ wurde „the maid entered the soup“) und an einem Restaurant-Text, wo aus der Erwähnung der Rechnung in der französischen Fassung „le projet de loi“ wurde, weil „the bill“ auch „Gesetz“ bedeuten kann.
Die Schlussfolgerung war leicht: Ohne Hintergrund- und Kontextwissen lassen sich Texte unmöglich richtig übertragen. Bis heute sei also Yehoshua Bar Hillels „Report on the state of machine translation“ gültig, der diesen Einwand gegen die „statistische Methode“ schon 1959 erhoben hatte. Als geübter Sprachspieler brachte Hofstadter das Problem auf die Formel „MT is MT“ (sprich: „M(achine) T(ranslation) is empty“). Der Grund, so seine Mutmaßung, liege in der von profitorientierten Konzernen getroffenen Entscheidung, vermeintliche Maschinenintelligenz allein auf Big Data zu gründen. In vielen Bereichen zeitige das zwar beeindruckende Ergebnisse – das Paradebeispiel war der Schachcomputer –, stelle aber lediglich eine Simulation von Intelligenz dar, weil keine Spur von Verstehen involviert sei.“
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