Experifixum Poeticum
Neues bei Hanser: „Neue Gedichte von einer der originellsten Stimmen der zeitgenössischen Lyrik: Ob Lavinia Greenlaw über griechische Mythen, das Ende einer Ehe oder Albert Einsteins Realität ohne Fixpunkt schreibt, stets interessiert sie das Vorläufige. Sie beschreibt den Moment, in dem die Wahrnehmung sich bildet und Landschaften – reale und imaginierte – entstehen. Ihr neuer Band glänzt durch sprachliche Präzision und Experimentierlust. Greenlaws Gedichte sind geprägt von der für sie typischen Verbindung von wissenschaftlichem und poetischem Denken. Und sie verbergen die menschliche Verzweiflung mit solcher Ironie, dass „ein Fremder uns für selig halten könnte".“
Essex Kiss
Eine Handbremsenkehre in einer Haarnadelkurve.
Ein Karussell? Nein, der Walzer.
Ein Hauch, so frech wie Rum und Pfefferminz.
Kaugummi und Pickel, ein Anflug
von Diesel, Krokus, Kuckucksspucke.
Die Regungen eines halb zerbrochenen Ponys.
Eines Wilderers Locken und Schlinge.
Ich will dich auf ein Bett
aus Nesseln und Schwarzdorn legen.
Dein Körper wird sich fügen wie Korn,
dein Körper sich winden:
Rauch über einem verbrannten Feld,
wenn ihn der Wind packt und dreht.
Der Halt von Glockenblumen.
Der Halt von Flechtwerk und Lehm.
So nah wie zwölf Parkbuchten,
so fern wie ein offener Pub Freitagnacht.
Dadurch sind wir verbunden.
Kein Papierkram.
Lavinia Greenlaw: Eine Theorie unendlicher Nähe. Aus dem Englischen von Wiebke Meier. Hanser Verlag, 2018.
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