Bilder ohne Kamera
Heinz Hajek-Halke – geb. 1898 in Berlin (DE), gest. 1983 in Berlin (DE): „Das unbekannte Tor (Lichtgraphik)“, 1956, Gelatinesilber Fotogramm, 29×20 cm © Heinz Hajek-Halke Archiv / Bildrecht Wien (Quelle: Galerie Eboran)
Demnächste eine Ausstellung mit Fotogrammatischen Werken aus der Sammlung SpallArt in der Galerie Eboran in Salzburg, Eröffnung: 14. August 2019
Ausstellungsdauer: 15.8. bis 20.9.2019
Öffnungszeiten: Di-Fr 18-20 Uhr
Reise zum Ursprung der Fotografie
Gerade zu einem Zeitpunkt, da die Krise der Fotografie diagnostiziert und das Zeitalter des Digitalen ausgerufen wurde, besannen sich KünstlerInnen in ihren medialen Recherchen der eigentlichen Ursprünge der fotografischen Bildproduktion. Unter den frühesten Experimenten um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren Naturselbstdrucke und Talbotypien; bis hin zu den namensgebenden „Erfindungen“ von Christian Schad (Schadographie), Man Ray (Rayogramm) und Laszlo Moholy-Nagy (Fotogramm) rund um die 1920er Jahre war man den Möglichkeiten und Prinzipien von Licht-Zeichnung („fotogenischen Zeichnungen“) auf der Spur: die direkte Arbeit in der Dunkelkammer, die Charakteristika von fotoimmanenten Prozessen, die Eigenschaften von Helligkeit und Dunkelheit, von transparenten und opaken Materialien – wie die Fotopioniere so experimentieren Künstler der 1950er und 1960er Jahre mit diesen Verfahren, reduzieren KünstlerInnen der 1980er und 1990er Jahre wiederum ihre Bildsprache auf das Wesentliche, das Unkorrigierbare, das Authentische der Abbildfunktion in der Fotografie.
Die Ausstellung
Die von Margit Zuckriegl kuratierte Ausstellung „Bilder ohne Kamera“ in der Eboran Galerie in Salzburg umfasst an die 50 Werke aus der Sammlung SpallArt, die sich dieser direkten, kameralosen Bildsprache verdanken. Neben „klassischen“ Beispielen von Heinz Hajek-Halke, Pierre Cordier und Floris Neusüss werden Serien und Einzelbilder u.a. von Michael Wesely und Wolfgang Reichmann aus den 1990er Jahren bis heute gezeigt. Immer steht der experimentelle Charakter der Arbeiten im Vordergrund, der bis hin zu konkreten oder abstrakten Bildfindungen, zu malerischen Prozessen und räumlichen Konstruktionen reichen kann. Besonders die Werke der „Generativen Fotografie“ von Herbert W. Franke, Gottfried Jäger und Hein Gravenhorst – allesamt einzigartige Trouvaillen in der sonst üblichen Masse der Fotobilder – zeichnen sich durch ihren kompromisslosen konzeptiven Ansatz aus.
Das Wesen des Fotogramms
Ein Objekt, direkt auf lichtempfindliche Trägermaterie gelegt und belichtet, bildet sich damit ohne Beiwerk von Optik, Linsen oder Kamera ab und gibt ein Zeugnis seiner Existenz und seiner Bildhaftigkeit – scheinbar gegen die üblichen Prinzipien der Fotografie, denn Fotogramme, Chimigramme sind nicht vervielfältigbar, nicht vergrößer- oder verkleinerbar, nicht manipulierbar. Sie sind – falls nicht mit Zwischennegativ oder Scan übertragen – allesamt Unikate und einzigartige Originale.
Ein Schwerpunkt in der Sammlung Spallart
Die Sammlung Spallart beinhaltet einen besonderen Fundus von fotogrammatischen Arbeiten und/oder Bildern, die ohne Kameratechnik entstanden sind. Hier sind es bezeichnenderweise einige experimentelle Werke aus der Frühzeit der Fotogeschichte und in dialogischer Ergänzung dazu Konvolute von zeitgenössischen Künstlern, die sich mit den grundlegenden Ideen und Theorien der fotoreflexiven Rhetoriken auseinandersetzen, bzw. dieses in aktuelle Konzepte übertragen.
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