Anderes Denken lernen
Neuerscheinung bei C.H.Beck:
„In diesem Buch werden wir ein paar Klempnerarbeiten verrichten, aber wir müssen uns zu jeder Zeit der Bedürfnisse der NichtKlempner bewusst bleiben: des Bedürfnisses zu verstehen und des Bedürfnisses zu leben, selbst wenn wir nicht immer verstehen. Wir haben oft Mühe, Ausmaß und Dimensionen neuer Technologien zu begreifen und zu beschreiben, was bedeutet, dass wir Mühe haben, sie überhaupt zu denken. Wir brauchen keine neue Technologie, sondern neue Metaphern: eine Metasprache, um die Welt, die komplexe Systeme erschaffen haben, zu beschreiben. Wir brauchen eine neue Kurzschrift, eine, welche die Realität einer Welt, in der Menschen, Politik, Kultur und Technik vollständig miteinander verflochten sind, anerkennt und thematisiert. Wir waren schon immer miteinander verbunden – ungleich, unlogisch und die einen mehr als die anderen, aber trotzdem vollständig und unvermeidlich. Das Neue am Netzwerk ist, dass diese Verbindung sichtbar und nicht mehr zu leugnen ist.“
James Bridle
Während neue Technologien immer schneller und immer massiver bis in die letzten Winkel unseres Lebens vordringen, sind wir immer weniger dazu in der Lage, sie unseren Erfordernissen anzupassen. Sie sind längst zu einer Bedrohung für humane Lebensformen geworden.
Eine japanische Touristenfamilie folgt an der Küste Australiens ihrem Navi bis in den Ozean, obwohl die Straße längst verschwunden ist. Auch die Ranger im Death Valley in Arizona kennen dieses Phänomen, dass Ortsfremde der Technik mehr vertrauen als den eigenen Sinnen. Sie haben sogar einen eigenen Begriff dafür: "Tod durch GPS".
Doch dieser makabre "automation bias" ist nur ein Gleichnis für die Lage, in der sich die Menschheit heute befindet. Während neue Technologien immer schneller und immer massiver bis in die letzten Winkel unseres Lebens vordringen, sind wir immer weniger dazu in der Lage, sie unseren Erfordernissen anzupassen. Sie sind längst zu einer Bedrohung für humane Lebensformen geworden. In einer rasanten Tour de Force führt uns James Bridle, der "Orwell des 21. Jahrhunderts", durch die technologischen Dystopien der Gegenwart - vom Klimawandel und dem Internet bis zur Automatisierung der Arbeitswelt und der omnipräsenten Datenerfassung. Doch er zeigt noch mehr: Wir müssen eine unberechenbar gewordene Welt anders denken lernen, wenn wir uns in unserem "New Dark Age" noch zurecht finden wollen.
James Bridle: New Dark Age: Der Sieg der Technologie und das Ende der Zukunft. C.H.Beck, 2019.
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