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Komm! Ins Offene haus für poesie
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Komm! Ins Offene haus für poesie
Kritik

Kandiszucker

Der Autor hatte ein Stipendium in Svendborg, entnehme ich dem Vorsatz. Für Brecht die bittere Erfahrung des Exils. „In Brechts ehemaligen Arbeitszimmer, mit Blick auf den Sund und den Morsch gewordenen Birnbaum, bekam die Arbeit an diesem Band ihren entscheidenden Schub.“, schreibt Opitz.

Entstanden ist ein Gedichtband, durch den man hindurch rast wie die U-Bahn durch Frankfurt am Main, von Holzhausen bis Zoo. Man passiert im Westend das alte Universitätsgelände, unterquert die Innenstadt. Und man ist am Ende, obwohl man gefahren wurde, seltsam außer Atem. Man hat Stile durchquert. Formen und Reime. Hölzerne und gelungene, Themenparks, und das alles in einem irren Tempo.

Und ich frage mich die ganze Zeit, ob das gut oder schlecht ist. Man könnte annehme, dass bei der Leichtigkeit, mit der der Leser durch das Konvolut geht, es den Texten an intellektuellem Anspruch mangelt. Das aber ist ein Vorwurf, der so schnell erhoben wie falsch ist, und der von der Vorstellung ausgeht, Dichtung sei etwas für eine Bildungsbürgerliche Elite. Aber das ist sie nicht, und die Dichtung von Hellmuth Opitz will das ganz bestimmt nicht sein.

Matthias Politycki, lässt die Klappe wissen, rühmt den Bildreichtum des Autors: „die Macht seiner Bildsprache.“

Ich kann dem nicht ganz folgen, aber eines bemerke ich schon: Opitz bewegt sich sicher und gekonnt durch Rhythmen und Metaphorik. Nur habe ich das Gefühl, dass eben jene Rhythmen und der Bilderreichtum den Autor beherrschen.

„Glück ist die Sekunde davor /wie du das sagst/ mit der gemeißelten Klarheit/ dieses Satzes/ kann der Nachmittag natürlich/ nicht mithalten/ ...“ heißt es auf Seite 48.

Und genau hier liegt vielleicht das Problem, das ich mit Opitz' Gedichten habe. Sie verweigern mir genau dieses Glück. Ich werde mit Bildern geradezu beworfen, hätte aber manches Mal gern den Moment des Glückes erlebt, in denen ein solches Bild entsteht.

Das wir uns nicht missverstehen: der Band ist solide. Aber bei aller Solidität wünschte ich mir zuweilen etwas mehr Wagnis. Und vielleicht etwas von der resignativen Eindringlichkeit des Gedichtes „An die Nachgeborenen“, das in Brechts Sammlung der Svendborger Gedichte enthalten ist.

Hellmuth Opitz
Die Dunkelheit knistert wie Kandis
Pendragon
2011 · 144 Seiten · 14,95 Euro
ISBN:
978-3-865322784

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