Die Liebende schreibt
Ein Blick von deinen Augen in die meinen,
Ein Kuß von deinem Mund auf meinem Munde,
Wer davon hat, wie ich, gewisse Kunde,
Mag dem was anders wohl erfreulich scheinen?
Entfernt von dir, entfremdet von den Meinen,
Führ ich stets die Gedanken in die Runde,
Und immer treffen sie auf jene Stunde,
Die einzige: da fang ich an zu weinen.
Die Träne trocknet wieder unversehens:
Er liebt ja, denk ich, her in diese Stille,
Und solltest du nicht in die Ferne reichen?
Vernimm das Lispeln dieses Liebewehens;
Mein einzig Glück auf Erden ist dein Wille,
Dein freundlicher, zu mir: gib mir ein Zeichen!
(Erläuterung: Lispeln = älteres Wort für Flüstern)
Wie Goethe oder so
Noch nicht abgeschickter Brief
Ich weiß es noch genau, wie du da lachtest,
als mir der Kuli in die Soße reinfiel.
Erst fand ich es saublöd, was dir da einfiel,
ich konnte ja nicht wissen, was du dachtest.
Jetzt sitz ich hier so rum und komm nicht weiter
und denk an dich statt an die Hausaufgaben.
Man müsste weniger zu denken haben!
Ach, Fernsehn gucken wär vielleicht gescheiter.
Na ja, ich muss halt sehn, wie ich bis morgen
das Kribbeln und die Ungeduld vertreibe,
auch wenn die Chance nicht besonders groß ist.
Aber was solls, ich mach mir zu viel Sorgen.
Du wirst es schon verstehn, warum ich schreibe.
Ich glaub, du hast kapiert, was mit mir los ist.
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