Phänomen des Umwegs
Die Verzierung (der adorno im Tango) ist eine Form der Selbstaffektion, in der zwischen Weg und Umweg nicht unterschieden werden kann. Eine einzige Bewegung lässt Schmetterlinge entstehen, wird Tanz im Tanz, berührt den Anderen.
Wie, wenn die abendländische Metaphysik den Umweg nur als zum Verlauf der Geschichte und zur Erfüllung des Sinnes gehörig gedacht hat? Und den reinen Umweg schon immer ausschließen musste, weil sie das Denken selbst als Bewegung auffasst? Philosophie erscheint als Resultat dieses Ausschlusses des Umwegs, vollzieht aber selbst einen weiteren Umweg, durch den sie sich erst konstituiert, in einer Biegung auf sich selbst. Die Zurückbeugung erfolgt, weil der direkte Weg nicht begehbar ist. Reflexiv sein heißt, das Objekt verfehlt zu haben. Wir sind vernunftbegabte Lebewesen, weil wir Umwege machende, weil wir hinkende und tanzende Tiere sind.
Neuerscheinung im Passagen Verlag: Karl Werner Modler „Verzierungen -Versuch über den Umweg“.
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