Neuerscheinung zu alten Erscheinungen
Frauenportraits in der Arbeiter-Zeitung: Adelheid Popp beschreibt Lily Braun als »vorbildlichen Typus der kämpfenden Frau«, Therese Schlesinger schildert Rosa Luxemburgs frühen »genialen Einblick in die Triebkräfte der Weltpolitik«, Marianne Pollak bewundert an George Sand die Intensität ihres Lebens, Emma Adler erzählt beeindruckt, doch nicht kritiklos, von der schillernden Gestalt Olympe de Gouges. Frauen der Sozialdemokratie würdigten Frauenleistung und -werk, verfassten Rezensionen und Nachrufe, differenziert und mit Respekt berichteten sie von Engagement, Arbeit und Leben der Vorkämpferinnen und Mitstreiterinnen. Die Beiträge haben jene Qualität, für die die Arbeiter- Zeitung als beste in der k&k-Monarchie gewürdigt wurde.
„Man lernt in diesem Buch viel über die Erziehung von Frauen, die sich vom Unterwürfigkeitsideal des dienenden und aufopfernden Weibes nur schwer befreien konnten. Geber zitiert lustvoll einen Satz der Psychoanalytikerin und aktiven Politikerin Therese Schlesinger: "Nichts ist kulturfeindlicher als die Demut des Weibes" und bringt damit ein durchgehendes Motiv vieler Beiträge auf den Nenner, nämlich wie die frühen Feministinnen nicht nur die reale männliche Dominanz in der Außenwelt, sondern auch das verinnerlichte Unterlegenheitsgefühl und die anerzogene Scham, sich öffentlich bloßzustellen, im Bewusstsein (oder im Unterbewusstsein) bekämpfen mussten.
Solche inneren Zögerlichkeiten konnten selbst die begabtesten und bedrängtesten Frauen daran hindern, sich zu behaupten. Die heutige Leserin wird sich von den angeführten Zeugnissen angesprochen fühlen. Vieles hat sich geändert, aber auch in dieser Beziehung eben nicht alles.“ Ruth Klüger in derStandard.at über das Buch von Eva Geber (Hg.), "Der Typus der kämpfenden Frau. Frauen schreiben über Frauen in der Arbeiter-Zeitung von 1900-1933“, Mandelbaum-Verlag, Wien 2013.
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