Bibliophile Wanderung
"Verwilderte Romane - Gehegte Bücher. Bibliophile Wanderungen durch die Romantik" - so lautet der Titel der neuen Sonderausstellung im Goethe-Museum. Die Schau widmet sich dem "schönen Buch" und möchte ihm viele Besucher bescheren. Erstmals präsentiert das Museum wertvolle Erstdrucke aus der bedeutenden Düsseldorfer Privatsammlung Alexander Schippan. 50 ausgewählte bibliophile Kostbarkeiten aus der Früh- und Hochromantik zeigen gleichzeitig das Buch als Kunstgegenstand. Die Ausstellung läuft noch bis zum 12. Januar 2014.
Es sei in einem guten "Buche oft soviel Leben, daß man ihm ein eignes Haus bauen möchte, wie viel lieben Besuch würde es bekommen, welche Auswahl der Gesellschaft um sich sammeln", rief 1809 der romantische Schriftsteller Achim von Arnim.
Schriftsteller der Romantik wie Arnim, Clemens Brentano, Ludwig Tieck, die Brüder Schlegel und die Brüder Grimm waren Vielleser, die gerne die aufgestöberten alten Folianten umschrieben. Sie waren besessen von dem Gedanken, die Welt in einem Buch zu erklären, und taten dies mit einem noch heute überwältigenden Erfindungsreichtum. Diese "jungen Wilden" kannten natürlich auch Goethe, verehrten und kritisierten ihn, arbeiteten sich an ihm ab. In ihren neuen Buchschöpfungen änderten und zerstörten sie die herkömmlichen Erzählordnungen der Einheit des Orts, der Zeit und des Erzählers. Es entstanden "verwilderte Romane". Als einen solchen bezeichnete Clemens Brentano sein erstes großes Buch. Es erschienen aber auch ungewöhnliche Zeitschriften, originelle Märchen und Sagen, merkwürdige Zweckschriften.
Zwar änderten die Romantiker die literarische Form, auf das Medium Buch als solches verzichteten sie aber nicht. In der heutigen Zeit hingegen stellt sich - nicht nur für die Ausstellungsmacher des Goethe-Museums - die grundsätzliche Frage, wie es um die Zukunft des Gedruckten bestellt ist. Eine Nebenabsicht der Ausstellung ist es, die öffentliche Wahrnehmung des schönen Buchs zu fördern. Die Besucher sollen den Kunstgegenstand Buch sinnlich erleben, betrachten und ertasten können. Zusätzlich werden die Grundbegriffe der Buchliebhaberei auf Texttafeln erklärt und illustriert. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der die Exponate essayistisch erläutert und photographisch abbildet.
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