Hab Acht Modelle
Stapelweise (Foto: Martina Berg)
„Geschäftsmodell Nummer 1: Ich Autor bin eine Figur der Historie, meine Bücher sind vor fünfzig Jahren echte Kracher gewesen. Wenn ich abends zu sauer gegessen habe und nachts ein Gedicht draus wird, dann wird es zwei Tage später prominent in der Zeitung gedruckt – SO einer bin ich. Ich bin der Ewigkeit nah, ein Strahl von meinem Glanz, lieber Leser, fällt auch auf dich, meine Bücher machen sich unnachahmlich in Deinem Regal.
Geschäftsmodell Nummer 2: Ich bin nahezu besorgniserregend sensibel! Ich kann nur barfuß schreiben, ich fülle ganze Romanpassagen damit, wie jemand ein Weckglas aus einem Kellerregal holt, weil all das so intensiv einwirkt auf mich: die Gerüche im Keller, das Knarzen des Regals und der Hahn, welcher draußen kräht, und die Muster, die meine Heldin als Kind noch in die Staubschichten gezeichnet hat, ach ... Du und ich, Leser, wir sind sehr, sehr empfindsame, besondere Wesen, und ich finde es unheimlich schön, dass Du jetzt mein Buch gekauft hast.
Geschäftsmodell Nummer 3: Ich bin eine coole Socke, ich habe viele irre Partys gesehen. Oder zumindest davon gehört. Oder krass irgendwo abgeschrieben. Davon handelt mein Buch, komm, sei dabei! Je wilder meine Figuren es treiben – Sex, Durchfall, Zigaretten! –, desto mehr kannst du dich gesundheitsneutral amüsieren. Berlin! …“
Klaus Ungerer beteiligt sich in der WELT an der Gegenwartsliteraturdebatte und hat noch mehr Geschäftmodelle auf Lager.
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