Aufgebrochene Welt
Feridun Zaimoglu
„Der Text ist wild, ehrlich, bis ins Mark ethnisch und authentisch. Es ist ein Text, in dem sich niemand wohlfühlt, und mit dem sich auch kein Leser einfach wohlfühlen kann.
Zaimoglu, 49, hat einen Berlin-Roman geschrieben, in dem Berlin arm ist, aber alles andere als sexy. Es gibt in diesem Roman keine Kunstgalerien, keine Avantgarde-Theater, keine Bionade-Bars, aber Plattenbauwohnungen, Armenküchen, Kleiderkammern. Es gibt keine Hipster, keine glamouröse Bohème, keine Easyjet-Touristen, aber Penner, Huren, Stricher. Und auch die Sprache dieses Roman ist nicht sexy, nicht sinnlich. Sie ist so vereist wie Zaimoglus Figuren.
Die Hauptfigur ist Isabel: eine schöne, aber nicht mehr junge Frau. Sie schauspielert mal hier, modelt mal dort, aber genug Geld kommt darüber nicht mehr rein. Als sie ihren vermögenden Freund verlässt, stürzt sie ab, sowohl sozial als auch emotional. Sie zieht in eine Platte am Alexanderplatz. Sie streunt durch die Straßen, trifft den Transvestiten Herbert. Sie geht zur Armenhilfe, trifft die Flaschensammlerin Helga. Sie lässt sich von einem Ehepaar dafür bezahlen, ihm beim Sex zuzuschauen: eine Beisitzerin für den Beischlaf, eine Unanständigkeitsdame. Isabel selbst hingegen wirkt asexuell. Wenn sie mal ausgeht, dann ungeschminkt. Sie hält sich nicht mehr "an die Regeln der Geilen".“
Tobias Becker auf SPIEGEL online über Feridun Zaimoglus neuen Roman Isabel
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