Verschollene Novelle
Arthur Schnitzler © Radio France
„Schnitzler war noch keine 32 Jahre alt, als er mit der Niederschrift der Novelle begann. Von den Texten, die ihn weltberühmt machen sollten - „Liebelei“, „Leutnant Gustl“, „Reigen“, „Der einsame Weg“ -, war noch kein einziger erschienen. Der Wiener Seelenkenner, dem Sigmund Freud später in einem Brief seinen Neid gestand, arbeitete zu jener Zeit als Assistenz- und Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Mit Blick auf Schnitzlers damalige Lebenssituation muss der Stoff der Novelle zunächst einmal überraschen. Denn Schnitzler schreibt hier über die späten Träume eines Dichters, der nach einem im Jünglingsalter verfassten Gedichtband nie wieder etwas veröffentlicht hat.
… Junggeselle, pensionsberechtigt, Stammtischbesucher. Mehr gibt es über ihn eigentlich nicht zu sagen. Dass er vor Jahrzehnten einmal ein junger Dichter war, hat er beinahe schon vergessen, als ihn eines Tages unverhofft ein Bewunderer aufsucht. Saxberger ist geschmeichelt, man freundet sich ein wenig an, und ohne dass er weiß, wie ihm geschieht, findet sich der alte Mann plötzlich im Mittelpunkt einer Clique junger Wiener Künstler wieder, die ungeduldig auf den großen Durchbruch warten. Dass seine Bewunderer nicht mehr ganz so jung und wohl auch nicht ganz so begabt sind, wie es ihm zunächst erschien, dämmert dem alten Herrn nur nach und nach. Der Höhe- und Wendepunkt der Novelle ereignet sich am Abend der öffentlichen Lesung.“
Hubert Spiegel berichtet in der FAZ über das wiederaufgefundene Manuskript der Novelle „Später Ruhm“ von Arthur Schnitzler, das 1938 vor der Vernichtung durch die Nazis gerettet werden konnte und seitdem in Großbritannien verschollen war.
Die Novelle erscheint nun im Zsolnay Verlag, der am Montag den Fund mitteilte: Zwei Forscher der Wiener Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft hätten im britischen Cambridge eine frühe Novelle von Arthur Schnitzler entdeckt. Das Typoskript lag jahrzehntelang unbeachtet im Nachlass.
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