Der streunende Rabe Yehl
Christoph Schneider stellt im tagesanzeiger die neue Ausstellung auf dem Rietberg in Zürich vor:
„«Kosmos» ist eine äusserst poetische Ausstellung. Und die Kuratoren müssen ihrerseits poetische Seelen sein bei aller Wissenschaftlichkeit: Sie respektieren zwar gebührend die Urknalltheorie (etwa mit einem 15-minütigen Videofilm des Astrophysikers Ben Moore von der Universität Zürich: Entstehung und Geschichte des Universums im Zeitraffer). Aber lieber, quasi als Herzenssache, ist ihnen vermutlich, was das Volk der Haida im amerikanischen Nordwesten noch im 19. Jahrhundert erzählte: wie ein Adler den streunenden Raben Yehl so erschreckte, dass ihm ein geraubtes Lichtbällchen aus dem Schnabel rutschte und auf der Erde zerschellte; und so kamen die Gestirne an den Himmel und das Licht in die Welt.
Durch 17 Kulturen und ihre Weltentwürfe und Ursprungsmythen geht der Ausstellungsweg: von Ost nach West, mit der Sonne, diesem grossen gemeinsamen Zeitmesser. Er führt zur naiven Konkretheit und zur komplexen Abstraktion. Zu Kosmos-«Erzählungen» von hoher literarischer oder auch mathematischer Dichte.“
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