„Fräulein Militanz“
Sie dachte, sie würde sterben — Ameisen krochen
unter ihrer schuppigen Haut, Migränen suchten sie
während Mahlzeiten heim, ihre Weich-wie-Tomaten Brüste bekamen
Blutergüsse bei Berührung, ihr Herz vergaß sein regelmäßiges Pochen.
Haltlos mit Vierzig krümmte sie Sicherheitsnadeln
zu Spiralen, kaute auf Bleistiftenden, riss
Kalender herunter, wurde zum Hurrikan im Haus.
So beginnt das Gedicht „Fräulein Militanz“ von Meena Kandasamy.
Nachzulesen und nachzuhören auf SWR2:
Indische Romane sind mittlerweile fast schon eine Selbstverständlichkeit auf dem deutschen Buchmarkt. Aber indische Lyrik? Fehlanzeige! Zu Unrecht, findet Claudia Kramatschek und empfiehlt den Gedichtband 'Fräulein Militanz' der 1984 geborenen indischen Lyrikerin und Frauenrechtsaktivistin Meena Kandasamy.
Claudia Kramatschek kommentiert die Aufnahme des Gedichtbandes Fräulein Militanz von Meena Kandasamy in die Weltempfänger Bestenliste: »Die junge indische Lyrikerin bricht so manche Tabus: Herrlich bissig und doch mit leiser Zärtlichkeit thematisiert sie in ihren Gedichten Gewalt gegen Frauen, die Unterdrückung der niederen Kasten, die Ausbeutung der Armen. Wut und Witz halten sich gekonnt dabei die Waage. Das ist furios – und furios übersetzt von Raphael Urweider.«
Meena Kandasamy: Fräulein Militanz. Zweisprachige Ausgabe englisch-deutsch. Übersetzung Raphael Urweider. Verlag Wunderhorn
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