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Seinen Traumjob zu finden war war noch nie einfacher. Ihn zu bekommen dagegen ist heikel wie noch nie. Schuld an der immer komplizierter werdenden Karriereplanung hat das Internet.

“Kann ja nicht sein”, sagen Sie jetzt, und “Dank E-Mail funktioniert das Verfassen von Bewerbungsschreiben doch viel einfacher und schneller”. Und die praktischen Online-Jobbörsen: die besten Jobs, passend für´s Suchprofil, immer aktuell in einer Internet-Datenbank – das ist wohl klar besser als der gedruckte Karriereteil der Samstags-Zeitung.

Ich gebe Ihnen in diesen Punkten (und ein paar mehr gäbe es sicher noch aufzuzählen) recht.

Aber ein neues Phänomen ist mit dem Internet entstanden: die E-Reputation. Mit diesem Anglizismus wird der “Ruf im Internet” beschrieben, den eine bestimmte Person hat. Das Teuflische dabei: Die E-Reputation ist einfach da, ob man nun will oder nicht. Nicht mitmachen gibt es nicht. Menschen, die ernsthaft und nachhaltig an ihrer Karriere arbeiten, bleibt gar nichts anderes übrig, als ihre E-Reputation aktiv zu pflegen und sich mit dem Phänomen aktiv auseinander zu setzen.

Früher war´s so einfach …
Die berufliche Reputation eines Menschen bisher von drei Faktoren bestimmt: Mundpropaganda, Arbeitszeugnisse und dem individuellen Lebenslauf (CV). Wer sich in seinem Job ins Zeug legte konnte damit rechnen, dass der Chef oder die Kollegen Positives zu berichten hatten – Mobbing-Phänomene ausgenommen. Die Kontrolle des CV war sowieso simpel, schließlich verfasste man ihn selber.

Das Internet ändert diese Situation fundamental. Nie zuvor war es so einfach, so viel über eine Person zu recherchieren. Fast jeder hinterlässt eine öffentliche Datenspur, von der manche gar nichts ahnen.

Folgende Faktoren machen die Sache nun kompliziert.

1) Nicht jede Information, die im Internet zu meinem Namen steht, gehört auch zu mir.
Der Grund dafür ist simpel: Es gibt in der Regel viele Menschen, die den gleichen Namen tragen. Suchmaschinen können gefundene Informationen nicht überprüfen, verifizieren und zu Profilen zusammenstellen, die auf eine bestimmte Person passen. Erstens ist das technisch nur beschränkt möglich und damit sehr fehleranfällig und zweitens gäbe es hier massive datenschutzrechtliche Bedenken.

2) Ich kann nicht immer kontrollieren, welche Information im Internet über mich geschrieben wird.
Das Internet ist ein Mitmach-Netz. Jeder kann Bilder, Texte oder Videos der ganzen Welt zur Verfügung stellen. Sei es auf Blogs, auf Sharing-Sites wie Flickr, YouTube oder in Social Networks wie Facebook oder Twitter. Niemand kann derzeit aber verhindern, dass absichtlich falsche Informationen zu einer Person gepostet werden. Das Phänomen des “Identitätsdiebstahls” scheint bei uns angekommen zu sein.

3) Das Internet ist längst tägliches Recherche-Instrument von Geschäftsführern und HR-Verantwortlichen.
Das ist nun in Anbetracht der Punkte 1) und 2) eine unangenehme Wahrheit. Fakt ist aber: Eine Online-Recherche via Google oder Personensuchmaschine über einen Bewerber ist für Unternehmen mittlerweile Standard-Prozedur.

Die gute Nachricht: E-Reputation kann man managen
Die gute Nachricht ist, dass die E-Reputation gut gestaltet werden kann. Eine aktiv gemanagte E-Reputation ist besser als jeder Lebenslauf. Denn ihr Name wird bei Google erscheinen, wenn jemand einen Spezialisten in ihrem Fachgebiet sucht. Sucht jemand ihren Namen, findet er Informationen zu Ihnen – und zwar nur von der Sorte, dei sie haben wollen. Die guten Dinge. Die nicht so tollen verschwinden irgendwo auf Google Seite  15 – was de facto Unsichtbarkeit bedeutet.

Die einzige Voraussetzung für eine gute E-Reputation ist der Wille, sie aktiv zu gestalten und zu wissen, was man tun kann. Der Blogger Alexander Endl hat in seinem Beitrag “So reite ich das Datenmonster” übrigens recht aktuell einen sehr brauchbaren Zugang zum Umgang mit den persönlichen Daten geschrieben. Beinahe schon ein Klassiker ist dagegen “Karrierefalle Internet” von PRBlogger Klaus Eck.

Sechs Quick-Tipps für einen Ihren guten Ruf im Internet
1) Suchen Sie nach sich selbst.
Nur wer regelmäßig online nach seinem Namen sucht, entdeckt Unerwünschtes. Richten Sie Google Alerts mit ihrem Namen ein und benutzen Sie Personensuchmaschinen.

2) Legen Sie ein Xing-Profil an.
Nehmen Sie sich eine Stunde Zeit und legen Sie ein Profil im Business-Netzwerk von Xing an. Das Profil unbedingt öffentlich schalten, damit es die Suchmaschinen finden können!

3) Schreiben Sie intelligente Dinge!
Lesen Sie Foren und Blogs, die sich mit ihrer Branche beschäftigen. Diskutieren Sie mit, wenn Sie etwas Intelligentes zu sagen haben. Achtung: immer den richtigen Namen verwenden, sonst wird ihre Weisheit noch jemandem anderen zugeschrieben.

4) Packen Sie das Problem bei den Wurzeln!
Sollten Sie Informationen finden, die Sie betreffen und die sie aus dem Internet entfernen wollen, gehen Sie zur Quelle. Kontaktieren sie den Betreiber der entsprechenden Website per E-Mail und bitten Sie ihn, die Daten zu entfernen. In der Regel wird er das tun.

5) Achtung, Chef liest mit!
Wenn Sie ein Profil in Facebook oder einem anderen Sozialen Netzwerk haben vergessen Sie nicht, dass nicht nur ihre Kollegen und Freunde, sondern meist auch der Kollege und vorgesetzte mitliest. Eine Facebook-Statusmeldung “Grüße aus dem Freibad” während des Krankenstandes ist einfach dumm.

6) Zwei Mal denken, ein Mal schreiben.
Die nachhaltigste Strategie ist und bleibt: Zuerst überlegen, was man veröffentlichen will. Dann noch einmal denken, und dann erst veröffentlichen.

Kommentare (6)

  1. Erstmal Kompliment zum gelungen Blog! Sieht echt spitzenmäßig aus. Freu mich schon auf weitere interessante Artikel!

    Kerstin | Dienstag, 23. Februar 2010 um 16:26 Uhr
  2. Mir tut der arme Wiener Zahnarzt, der immer mit meinen Sauf-Fotos in Verbindung gebracht wird, echt Leid. Ich sollte ihm mal ein Bier spendieren. ;)

    Zu Xing: Nicht nur öffentlich schalten sondern auch für “Suchmaschinen auffindbar machen”, das sind zwei unterschiedliche Einstellungen … keine Ahnung warum das sein muss!?

    Hoffentlich war das jetzt intelligent genug …. ansonsten schieb ich’s einfach auf den Doktor :)

    DerFichtl | Dienstag, 23. Februar 2010 um 21:43 Uhr
  3. Also ich hab Chefs und die meisten Kollegen erst gar nicht als Freunde bei facebook und co.

    Meine Taktik zu Daten im Internet ist der Information Overflow. Zu mir steht einfach viel zu viel im Netz als dass das noch jemand lesen und beurteilen könnte, ganz oben kommen bei der Google Suche sowieso die wichtigen Sachen und die nur ich kontrolliere, blog, website, user profile bei irgendwelchen beruflich wichtigen Netzwerken.

    Thomas R. Koll | Mittwoch, 24. Februar 2010 um 12:42 Uhr
  4. Das find ich gescheit, aber wie kann man sich den angemessen wehren wenn ein Chef einen unbedingt “frienden” will? Kannst auch nicht einfach sagen: “Schleich dich!” … und im nachhinein “unfrienden” geht auch nicht … hat da wer eine politisch korrekte Lösung, eine unverfängliche Ausrede/Erklärung da man dem Vorgesetzen auftischen kann? :)

    DerFichtl | Mittwoch, 24. Februar 2010 um 15:07 Uhr
  5. @kerstin: Danke für das Kompliment, alle Beteiligten freuen sich :) Wir werden uns bemühen, versprochen.

    @DerFichtl und Thomas: Lösung für adden oder nicht auf Facebook sind die Listen. Da kann ich recht genau einstellen, wer was sehen kann. Der Chef also nicht die privaten Fotos; meine Freunde aber schon.

    Bernhard Lehner | Donnerstag, 25. Februar 2010 um 18:16 Uhr
  6. [...] 37. Der erste Blogpost ging am 23. Februar 2010 online. Titel: „Karrierekiller Internet: Wie wichtig ist der Ruf im Netz im Job?“ [...]

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