Garou von Leonie Swann

Akif Pirinçci war 1989 der Erste, der das Krimigenre um eine neue Facette bereicherte. Sein Protagonist Francis war und ist kein gewöhnlicher Ermittler. Er ist ein von seinem „Dosenöffner“ (Besitzer) leicht genervter Kater, der unter seines Gleichen Verbrechen aufklärt. Der erste Roman, in dem er dies tat, heißt „Felidae“ und wurde ein Riesenerfolg für den in Bonn lebenden deutsch-türkischen Autor. Mittlerweile eroberte das erste Buch als Trickfilm die Kinoleinwände und es sind insgesamt sieben Bücher aus der Felidae-Reihe auf dem Markt. Im Herbst 2010 erschien mit „Felipolis“das jüngste der Bücher im Diana Verlag und wurde von Charles Rettinghaus in überzeugend katzenhafter Manier für LauscherLonge als Hörbuch vertont.

2005 bekam Kater Francis auf dem Buchmarkt illustere Gesellschaft von einer ganzen Herde Schafe. Allen voran ein Schaf mit dem bezeichnenden Namen Miss Maple. Dieses versuchte zusammen mit ihren Herdenkollegen den Mörder ihres Schäfers zu finden. „Glennkill – Ein Schafskrimi“ heißt das wunderbar heitere, dabei jedoch nicht minder spannende Erstlingswerk der bayrischen Autorin Leonie Swann. Für das gleichnahmige Hörbuch konnte „Tatort“-Kommisarin Andrea Sawatzki verpflichtet werden, der man den Spaß an der Vertonung deutlich anhört. 2010 hat Leonie Swann nun nachgelegt und lässt in „Garou – Ein Schaf-Thriller“ die Herde um Miss Maple in Frankreich auf Werwolfjagd gehen.

2010 war jedoch nicht nur ein Schafs-, sondern auch ein Schweinejahr im deutschen Krimigenre. Dafür sorgte Arne Blum, der die von ihm erschaffene „Saubande“ um Schweinedame Kim nach dem Mörder ihres Gönners Maler Munk fanden lässt. In der Schweinebande durfen weder ein Revoluzzerschwein (Che), noch ein Machoschwein (Lunke), noch ein altes weises Schwein (Doktor Pik) fehlen. Klar, das bei so vielen Charakterschweinen auch das komische Element neben der Krimihandlung nicht zu kurz kommt. ChrisTine Urspruch, bekannt als Gerichtsmedizinerin Silke Haller aus dem Münsteraner „Tatort“ hat in grandioser Weise das gleichnamige Hörbuch eingelesen. Die Fortsetzung des Schweinekrimis mit dem schönen Titel „Rampensau“ wird im April 2011 in allen Buchläden erwerbbar sein.

Wem all diese tierischen Ermittler noch nicht skuril genug sind, der sollte sich unbedingt den Autorennamen Tim Davys und den Buchtitel „Amberville“ merken. In Davys Buch ermitteln weder Haus-, noch Nutztiere, sondern Stofftiere – allen voran der in seine Frau Emma Kaninchen unsterblich verliebte Eric Bär. Dieser soll sich gemeinsam mit seinen Freunden Tom-Tom Krähe, Sam Gazelle und Marek Schlange für seinen ehemaligen Chef Nicolas Taube auf die Suche nach einer ominösen Todesliste machen, auf der angeblich alle Bewohner Ambervilles einmal landen sollen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn in Amberville weiß niemand, wen es wohl als Nächstes treffen wird. Tim Davys ist das Pseudonym eines bekannten schwedischen Autors, welcher sich ganz offensichtlich mit diesem Buch einen verrückten, aber genialen Traum erfüllen wollte. Das dies gelungen ist zeigt auch die von ???-Sprecher Oliver Rohrberg wunderbar im Hörbuch dargebotene Vertonung der Geschichte.

Fans des tierischen Spürsinns werden mit jedem der erwähnten Bücher spannende und zugleich amüsante Lese- und Hörstunden verbringen.

Hörprobe Felipolis

Leseprobe Garou – Ein Schaf-Thriller

Hörprobe Saubande

Leseprobe Amberville

Zehn_Tipps_das_Morden_zu_beenden

Was sich auf den ersten Blick als heimlicher Anwärter auf den Titel „absurdester Romantitel aller Zeiten“ präsentiert, ist bei genauerer Betrachtung eine isländische Krimikomödie par excellance, von der man nur hoffen kann, dass ein findiger Regisseur sie ganz bald einmal verfilmen wird. Hauptdarsteller und Ich-Erzähler Tomislav Bokšić – genannt Toxic – hat ein Problem. Der offiziell als Kellner und nach Feierabend als Auftragskiller in New York „arbeitende“ Exil-Kroate und Liebhaber der an der Wall Street spekulienden hübschen Peruanerin Munita hat ausgerechnet bei seinem 66. Mord fatalerweise einen verdeckt ermittlnden FBI-Mann erwischt. Nun ist er auf der Flucht vor der amerikanischen Bundespolizei und muss aus diesem Grunde so schnell wie möglich das Land verlassen.

Als Profi, der er ist, hat er sich bereits einen totsicheren Plan für sein Exil vom Exil überlegt und plant, mit falschen Papieren via Frankfurt am Main nach Zagreb zu seiner Mutter zu fliegen und dort die kommenden Monate zu verbringen, bis die Sache in den Staaten in Vergessenheit geraten ist. Doch als er am Flughafen bereits in der Schlange für die Abfertigung vor dem Einstieg in das Flugzeug nach Deutschland steht tauchen plötzlich mehrere ihm bekannte FBI-Ermittler in der Flughafenhalle auf, die ganz offensichtlich auf der Suche nach Toxic sind. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als schnellstmöglich in der Versenkung zu verschwinden und er rettet so sich kurzerhand auf die Herrentoilette des Flughafens.

Dort pustet er ohne groß zu überlegen mit seinem Revolver dem in der Nachbarkabine sitzenden Mann die Lebenslichter aus und tauscht mit ihm eiligst Kleidung, Gepäck und Papiere. Dabei wird ihm plötzlich klar, dass er einen alten amerikanischen Geistlichen mit dem wohlklingenden Namen David Friedly auf dem Gewissen hat. Der Reverend hat ein Flugticket nach Reykjavík in seiner Tasche, was Toxic dazu zwingt, seine Reisepläne nach Zagreb spontan umzudisponieren. In der isländischen Hauptstadt angekommen fühlt er sich nicht nur so, als wäre er rein landschaftstechnisch auf dem Mond gelandet, sondern er ist auch gehörig unter Druck, denn er soll bei den beiden Fernsehpredigern, die ihn vom Flughafen abholen, in deren Bibelsendung auftreten…

Hallgrímur Helgason ist ein in seiner isländischen Heimat Reykjavík lebender Autor und Künstler, der 1996 mit dem Roman „101 Reykjavík“ seinen internationalen Durchbruch feiern konnte. „Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen“ ist sein vierter in Deutschland veröffentlichter Roman, der vor schrägem schwarzen Humor und Situationskomik nur so strotzt. In Toxic hat Helgason einen herrlich sarkastisch-selbstbewussten Charakter mit derbem Witz und schier unendlichem Einfallsreichtum geschaffen, den man gerne auf seiner verrückten Reise als falscher Geistlicher durch Island begleitet. Das er dabei neben der sprichwörtlichen Schönheit der Isländerinnen auch die manchmal geradezu verblüffende kriminelle Energie einiger Isländer kennenlernt und sich so langsam in Land und Leute verliebt versteht sich beinahe von selbst. Liebenswerte Kriminelle wie Toxic sollte es wesentlich öfter geben.

Leseprobe Zehn Tipps das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Neuhaus: Schneewittchen muss sterben

Regionalkrimis haben sich in den letzten Jahren immer mehr zum Trend auf dem allgemeinen deutschen Krimimarkt entwickelt. Nicht nur, dass man die beliebte ARD Tatort-Krimiserie mit ihren populären Ermittlerteams aus ganz Deutschland mittlerweile nicht mehr nur im Fernsehen anschauen, sondern auch als „Tatort-Hörbuch“ im Garten, am Strand oder bei der Autofahrt hören kann, nein, auch auf dem Buchmarkt ist Regional angesagter, denn je zuvor. Einer der großen regional ausgerichteten Könner ist beispielsweise Theodor J. Reisdorf, der seit Jahren bereits als der „Meister des Friesenkrimis“ gehandelt wird. Seine Kriminalromane sind auf dem ostfriesischen Festland und auf den sieben ostfriesischen Inseln verortet. Titel wie  „Mord in Norddeich“ und „Tod vor Borkum“ sind nicht nur für begeisterte Nordseefans ein echtes Muss für spannungsreiche Stunden.

Derzeit steht auch Nele Neuhaus mit ihrem Roman „Schneewittchen muss sterben“ ganz hoch in den Bestsellerlisten für Bücher in Deutschland. Der Krimi spielt in Sulzbach am Taunus und ist bereits der vierte Roman aus der Taunus-Krimiserie um das Ermittlerduo Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff. Real existierende Schauplätze, wie die JVA Rockenberg, aus der ein ehemaliger Kindesentführer nach zehn Jahren in die Freiheit entlassen wird, werden von der Autorin gekonnt in die fiktive Romanhandlung um den Tod einer Frau, die von einer Brücke gestoßen wurde, integriert. Einen Überraschungserfolg landete im Herbst 2010 auch die Landshuterin Rita Falk mit ihrem Kriminalroman „Winterkartoffelknödel“, in dem der bislang in München ermittelnde Franz Eberhofer ausgerechnet in sein niederbayrisches Heimatdorf in der tiefsten Provinz strafversetzt wird – und es innerhalb kürzester Zeit mit vier Morden zu tun bekommt.

All diese und noch viele weitere Kriminalromane mit regionalem Bezug versetzen Krimifans aus ganz Deutschland in die Lage, zu den jeweiligen Fällen auch eine gewisse räumliche Nähe und somit noch größere Spannungsmomente für sich selbst erleben zu können. Überdies wird einmal mehr deutlich, das spannende Kriminalfälle nicht nur in den großen Städten Deutschlands und der Welt passieren können, sondern praktisch überall dort, wo es Menschen gibt. Das Gute an den Ermittlern ist nicht zuletzt auch das jeweilige Lokalcolorit, der das Ganze nah am Leser und nah am wahren Leben erscheinen lässt.

Leseprobe Mord in Norddeich

Leseprobe Schneewittchen muss sterben

Leseprobe Winterkartoffelknödel

Martha Grimes: All die schoenen Toten

Wenn eine bekannte Krimi-Autorin wie Martha Grimes einen ihrer Romane ihrer verschiedenen Katze widmet, so kann man sicher sein, dass eine Katze ähnlichen Schlages auch im betreffenden Buch auftauchen wird. So geschieht es dann auch tatsächlich im neusten Kriminalfall für Superintendent Richard Jury von der Londoner Metropolitan Police.

Eine in teure Designermode gekleidete junge Frau wird in der kleinen Stadt Chesham auf der Terasse des mit dem Namen „The Black Cat“ überschriebenen Dorfpubs tot aufgefunden. Weder die Besucher einer ganz in der Nähe abgehaltenen elitären Gartenparty noch einer der Pubangestellten hat die Tat beobachtet oder etwas Verdächtiges bemerkt. Außer vielleicht der zum Pub gehörigen schwarzen Katze, die am betreffenden Abend Freigang hatte. Doch natürlich verweigert sie Jury und seinen herbei gerufenen Kollegen jegliche Auskunft und verschwindet schließlich, zum Entsetzen der Tochter des Pubbesitzers, ganz von der Bildfläche.

So muss sich Jury ganz auf seinen ihn eigenen Spürsinn verlassen, der ihn schon bald erkennen lässt, dass die junge Frau ein Doppellleben geführt hat. Tagsüber war sie Angestellte in der örtlichen Bibliothek, des Nächtens verwandelte sie sich zu einer Edelhure, die für einen ortsänsässigen Escortservice arbeitete. Ob sie dabei ihren Mörder getroffen hat und wie sie sich die teuren Kleider leisten konnte – diese Fragen sollen den Londoner Ermittler und seinen Kollegen Sergant Wiggins noch länger beschäftigen. Als schließlich noch eine zweite exquisit gekleidete junge Frau ermordert aufgefunden wird setzt er alle Hebel in Bewegung, um den offensichtlich wohlhabenden Mörder der beiden Opfer zu finden.

Martha Grimes „Inspektor Jury“-Romane haben alle eines gemeinsam: Sie sind im englischen Original jeweils mit dem Namen eines real existierenden englischen Pubs betitelt. Schon alleine daran kann man erkennen, dass der amerikanischen Schriftstellerin eine große Liebe zu Großbrittanien und speziell zu England inne wohnt. So hat sich die heute 79-jährige Professorin für Literatur und Kreatives Schreiben auch ganz dem klassischen typisch englischen Stil beim Verfassen ihrer Kriminalromane verschrieben, was ihr schon mehrfach einen Vergleich mit Agatha Christie eingebracht hat.

All die schönen Toten“ („The Black Cat“ im Original) ist der 22. Fall des von ihr erschaffenen englischen Superintendenten und Inspektors Richard Jury. Dieser macht auf den Leser einen etwas kautzigen und damit typisch englischen Eindruck von einem Ermittler. Der Fall selbst ist in seiner Entwicklung spannend und vielschichtig gehalten, was den Leser stets immer weiter dazu animiert, das Nächste der insgesamt 66. kurzen Kapitel des 382-seitigen Buches in Angriff zu nehmen. Auch die etwas am Rande laufende ein wenig ins Tierische abgleitende Gedankenwelt der schwarzen Pubkatze Morris, die nur dem Leser und nicht dem Inspektor zugänglich ist, trägt zusätzlich dazu bei, von „All die schönen Toten“ gut unterhalten zu werden.

Leseprobe All die schönen Toten

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Ex-Kommissar Murat Çelik kommt nach fast dreizigjähriger Abwesenheit mit einem Flieger aus der Türkei nach Deutschland zurück. Hierher waren seine Eltern in den Siebzigern gekommen, um zu arbeiten. Sie hatten schnell Freunde in der linken Szene jener Zeit gefunden. Auch solche, die zum Dunstkreis der RAF gezählt hatten. Besonders der Vater geriet zu jener Zeit immer tiefer hinein in die Machenschaften der Linken. Eine Tages waren seine Aktivitäten der Mutter zuviel geworden und sie war mit ihrem Sohn in die Türkei geflüchtet. Dort setzte sie sich zunächst eine Zeit lang ab und ließ den Jungen bei seinen Großeltern zurück. Als sie wiederkam, kam nie wieder ein Wort über die Vergangenheit über ihre Lippen. Mittlerweile war sie schwer krank geworden und ins Koma gefallen. Murat Çelik hatte über all die Jahre seine Deutschkenntnisse durch die Lektüre deutscher Zeitungen und den Konsum deutscher Fernsehsendungen für sich bewahrt. Doch nach Deutschland hatte es ihn bislang nicht zurück gezogen. Bei dem Erdbeben in der Türkei hatte er neben seiner Wohnung auch seine Frau und Tochter verloren. Von schweren Depressionen geplagt hatte er daraufhin den Polizeidienst quittiert.

Nun war ihm durch einen Cousin seiner Mutter die Nachricht übermittelt worden, dass sich jemand aus Deutschland nach ihm und seiner Mutter erkundigt hatte. Der Ex-RAF-Mitläufer Klaus-Peter Darius, genannt KPD, wollte ihn unbedingt sehen. Als Çelik in Köln ankommt und den erst kürzlich aus der Haft entlassenen Darius schließlich findet, liegt der mit einem Bauchschuss niedergestreckt in seiner Wohnung auf dem Boden. Er kann ihm nur noch mitteilen, dass er Çeliks Mutter heimlich geliebt hat und dass er in Deutschland mit einer weiteren Frau eine Tochter hatte, die bis heute nichts von ihm weiß. Er bittet Çelik, sie aufzusuchen und ihr die Wahrheit zu sagen. Danach verstirbt er. Als der türkische Ex-Kommissar die Psychologin Ines Pelzer schließlich findet und ihr die Geschichte von ihrem Vater erzählt, ist diese zunächst nur wenig von dessen Tod berührt. Schließlich aber bietet sie Çelik an, mit ihm gemeinsam den Mörder zu finden. Eine Gruppe Authisten, die Pelzer beruflich betreut, hilft den beiden schließlich auf ganz erstaunliche Weise weiter…

Das Hörspiel „Çelik & Pelzer“ ist der erste Teil der sechsteiligen Hörspielreihe „Serie Krimi International“, die 2009 beim WDR Spartensender Funkhaus Europa ausgestrahlt wurde und nun in drei Doppel-CD-Boxen bei Eichborn erschienen ist. Die Reihe wurde von insgesamt sieben Autoren geschrieben, wobei Ulrich Noller und Gök Senin die Erfinder der beiden Charaktere Çelik und Pelzer sind. Das ungewöhnliche Ermittlerduo wird von diesen in die unterschiedlichsten Millieus und Fallsituationen geschickt. Ob RAF, türkisch-kurdische Konfliktsituation, deutsch-indische Bollywoodfilmbranche oder auch revolutionäre 68er. Spannung ist bei jedem der Fälle garantiert. Nicht nur die Schauspieler Hilmi Sözer und Lilia Lehner sowie Erzähler Matthias Kiel machen einen guten Job bei jedem der Hörspiele, sondern auch die Musik von Matthias Manzke und seinem Orchester der Schatten ist grandios und treffend zu den jeweiligen Situationen komponiert. Alles in allem eine Serie, die man gehört haben sollte.

Hörprobe Celik und Pelzer

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Hamburg, Schanzenviertel, im August 2005: Eine Putzfrau möchte, wie jede Woche, bei einem ihrer Kunden die Wohnung säubern und findet ein grauenhaftes Szenario vor. An die Badezimmertür ist ein mit roter Farbe durchtränkter menschlicher Skalp geheftet, der dazugehörige Mann, ihr Arbeitgeber, liegt blutüberströmt in einer Ecke seines Badezimmers. Mit großer Panik und mit der Erinnerung an schlimme Erlebnisse aus ihrer eigenen Vergangenheit beginnt die Frau, den Raum zu säubern und wird dabei von einem Freund ihres Kunden überrascht. Der Fall scheint klar für die Polizei Hamburg, vertreten durch Hauptkommissar Jan Fabel von der Mordkommission. Doch noch während die Putzfrau auf dem Revier ihre Unschuld beteuert, wird ein Wissenschafter in seiner Hamburger Wohnung kaltblütig getötet und ebenfalls skalpiert. Nun steht die Polizei wieder am Anfang ihrer Ermittlungen. Hatten die beiden Opfer etwas miteinander gemeinsam? Warum wurden sie auf so grauenvolle Weise verstümmelt?

Schon bald stellt sich heraus, das die beiden Männer während ihrer Studentenzeit mit der linken Szene im Dunstkreis der RAF-Bewegung zu tun hatten, welche in den Siebzigern für diverse Morde und Attentate veranwortlich war. Gibt es jemanden, der mit den Männern noch eine Rechnung offen hatte? Werden sie die einzigen Opfer des „Haarschneiders von Hamburg“ bleiben? Der Kommissar und sein Team kommen mit ihren Ermittlungen nur langsam voran. Da verschwindet plötzlich einer der angesehensten Architekten Hamburgs kurz vor der Enthüllung des Präsentationsmodells seines Beitrags zur neuen Hafencity. Nachdem er sich schließlich per Mail bei seiner Agentur gemeldet hat besuchen Fabel und sein Team erleichtert die Feierlichkeiten, um anschließend mit dem Mann zu sprechen. Doch als das Modell enthüllt wird ist den meisten Anwesenden nicht mehr feierlich zumute…

Craig Russel, gebürtiger Schotte mit einer Vorliebe für die Hansestadt Hamburg, hat mit Hauptkommissar Fabel eine Figur geschaffen, die immer wieder in Fälle hineingezogen wird, welche ihren Ursprung in einer lange zurück liegenden Zeit der deutschen Geschichte haben. Gerade diese zeitlichen Rückblenden machen die Fälle des oft an sich und seiner Arbeit zweifelnden Kriminalers so besonders und spannend. Man wird als Leser geradezu in die Ermittlungsarbeit mit einbezogen, kann gemeinsam mit dem Kommissar nach Antworten suchen und wird doch am Ende stets von den Zusammenhängen und vom Täter verblüfft. „Brandmal“ ist der dritte Fall für den Hamburger Ermittler und der Undurchsichtigste, mit dem er es bislang zu tun hatte. Wer sich beim Lesen von Kriminalfällen gerne in die Vergangenheit begibt und eine Vorliebe für nervenaufreibende Spannung bis hin zur Lösung eines Falles hat, dem sei „Brandmal“ ebenso wie die weiteren Fälle für Hauptkommissar Fabel absolut ans Herz gelegt.

Leseprobe Brandmal

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Der große Bruder im TV existiert mittlerweile seit 40 Jahren und ist jede Woche am Sonntag Abend um 20.15 Uhr für Millionen von Menschen in Deutschland Pflichtprogramm. Die Rede ist von der erfolgreichsten Krimiserie der ARD – dem Tatort. Bekannte Kommissare sind aus ihm hervorgegangen und noch immer ist es vor allem der regionale Bezug, der beim Tatort neben den eigentlichen Verbrechen und deren Aufklärung den Reiz ausmacht.

Seit drei Jahren hat der Fernseh-Tatort nun auch im Radio und im Internet einen kleinen Bruder bekommen. Den ARD Radio Tatort. Wie beim großen Fernseh-Bruder werden die Tatorte reihum von unterschiedlichen Sendern aus dem ARD-Verbund produziert und auch im Radio gibt es jeweils ein festes Ermittlerteam pro Herkunftsort, was sich der Fallaufklärung annimmt. Die ARD Radio Tatort Fälle haben vielfach einen aktuellen Bezug zum Geschehen in der jeweiligen Region und bekommen nicht zuletzt auch durch die verschiedenen Dialekte, in denen sich die Kommissare über ihre Arbeit verständigen, eine besonders lebendige und lebensnahe regionale Verortung. Die einstündigen Kriminal-Hörspiele sind seit dem Start der Reihe im Januar 2008  reihum immer zu Beginn eines Monats bei allen Sendeanstalten der ARD eine Woche lang zu hören. Danach wird der jeweilige Fall des Monats erneut für eine Woche zum Hören und auch zum Download als Podcast im Internet angeboten.

Auch Menschen, die keinen schnellen Internetzugang haben, und kein Podcast- oder Mittschneideanhänger sind können sich ausgesuchte Hörspiele aus der Reihe wann immer sie wollen zu Gemüte führen. Der Hörverlag hat bereits eine Reihe von Radio Tatorten als Hörspiel-CDs heraus gebracht und veröffentlicht auch immer wieder ein besonders gelungenes Hörspiel aus der Reihe für alle Fans und Sammler. Tatort-Fans, die die Fernsehserie mögen werden auch den Radio Tatort lieben!

Hörprobe ARD-Radio-Tatort

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Zunächst sieht alles aus wie ein überaus schlampig ausgeführter sinnloser Mord an einem alten Mann in Nordermoor, einem Vorort der isländischen Hauptstadt Reykjavík. Als sich Hauptkommissar Erlendur und sein Kollege Sigudur Oli dann jedoch des Falles annehmen ist ihnen schon bald klar, dass der Mord eine komplizierte Vorgeschichte haben muss. Allein die beim Opfer gefundene Botschaft “Ich bin er!” erweist sich zunächst als undurchsichtig.

Als schließlich der Computer des alten Mannes unter die Lupe genommen und eine riesige Anzahl pornographischer Dateien darauf festgestellt sowie in einer Schublade des als ledig und kinderlos bekannten Verstorbenen ein Foto vom Grab eines offenbar zu ihm zugehörigen Kindes gefunden wird beginnt die Sache interessant zu werden. Ganz offenbar hatte der Tote eine kriminelle Vergangenheit, aus der die eine oder andere Feindschaft hervorgegangen war. Erlendur nimmt sich der Sache mit ganzem Ernst an, vor allem, als er feststellt, dass auch seine drogenabhängige Tochter Eva Lind mit Leuten aus dem Umkreis des Toten Bekanntschaften pflegt. Dass sie ihn außerdem in letzter Zeit verdächtig oft um Geld bittet hat allerdings ausnahmsweise einmal mit einem erfreulicheren Umstand zu tun…

Arnaldur Indriđason ist für seine spannenden Kriminalromane mit weitreichenden Bezügen zu Ereignissen in der Vergangenheit seit Jahren nicht nur in seiner isländischen Heimat berühmt. In Deutschland wird er aufgrund seiner eher nüchternen, sachlichen Schreibweise und seinen immer leicht zur Melancholie und Verzweiflung neigenden Polizeicharakteren geschätzt, die gerade aufgrund ihrer vielen eigenen Mängel umso menschlicher und gradliniger daher kommen, als so mancher vermeindlicher “Starermittler”. Dieser Fall wurde mit dem Nordischen Krimipreis ausgezeichnet. Zu recht, wie sich Krimiliebhaber am besten selbst überzeugen sollten. Bei Lübbe ist sowohl die Buchausgabe, als auch das gleichnamige Hörbuch, gelesen von Frank Glaubrecht, erschienen.

Hörprobe Nordermoor

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Geraldine hat nach einem qualvollen Jahr mit ihrem Ehemann beschlossen, zur Mörderin zu werden und den von einer nächtlichen Sauftour zurück gekehrten ruhig schlafenden Clark mit Chloroform umzubringen. Dabei hatte er sie erst vor knapp einem Jahr aus dem Star Hotel in Mobile „befreit“, einem Bordell der übelsten Sorte, in das sie und ihre Freundin nichts ahnend eingezogen waren, als sie mit 18 zum ersten Mal von Zuhause fortgegangen waren, um sich in der kleinen Hafenstadt eine Anstellung zu suchen. Zunächst hatten die beiden Mädchen als Kellnerinnen gearbeitet und die auf Landgang befindlichen Matrosen angeschmachtet, wenn – wie die beiden es nannten – die Flotte einmal wieder im Hafen lag. Ihre Freundin hatte Glück, heiratete schon bald einen der Seeleute und ging ihrer Wege. Geraldine hatte sich ebenfalls mit einem der Matrosen verlobt, doch dieser kam, nachdem es ihn wieder hinaus aufs Meer verschlagen hatte, nie wieder zu ihr zurück.

Es kam, wie es kommen musste. Sie verlor zunächst ihren Job und schließlich ihre Freiheit, da sie aufgrund von Mietschulden nun in dem Etablissement, in dem sie wohnte, anschaffen gehen musste. Erst Clark holte sie dort heraus und nahm sie mit aufs Land zu seiner Farm. Die beiden heirateten. Alles hätte so schön sein können, wenn Clark nicht Geraldine schon bald sein wahres Ich als gewalttätiger, häufig betrunkener und immer eifersüchtiger Ehemann offenbart hätte. So war sie schon alsbald regelrecht eingesperrt auf der Farm und konnte es ihrem Mann nie recht machen. Nun aber sollte sich – wenn es nach ihr ging – das Blatt ein für alle Mal wenden und sie würde als freier Mensch ihr Leben leben können. Zumindest so lange, bis ihr Mord entdeckt und die Polizei hinter ihr her wäre…

Die 56 Minuten währende Geschichte von Geraldine mitsamt ihrem – soviel kann verraten werden – äußerst überraschenden Ende ist eines von vielen wunderbaren Kriminalkabinettstückchen aus der Feder von Patricia Highsmith, der 1921 in Texas geborenen, seit 1963 in ganz Europa beheimateten und 1995 verstorbenen subtilen Analytikerin des menschlichen Mordes. Das bei diogenes erschienene Hörbuch wurde von einer gleichfalls ganz Großen ihres schauspielerischen Faches und leider viel zu früh im Jahr 2007 verstorbenen Frau eingesprochen: Evelyn Hamann – den meisten bekannt als die Frau an der Seite von Loriot. Dass Hamann sich auch auf die Interpretation raffinierter Kriminalgeschichten verstand zeigt sie bei „Als die Flotte im Hafen lag“ mehr als deutlich. Ein psychologisch ausgeklügelter Krimi, den man als Krimifan aufgrund seiner Länge sogar während der Mittagspause genießen kann.

Hörprobe Als die Flotte im Hafen lag

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Stella leidet nach einem schweren Autounfall, bei dem ihre Mutter und ihr jüngerer Bruder aus bislang nicht geklärter Ursache ums Leben kamen, an Amnesie. Nachdem zumindest die körperlichen Folgen des Unfalls wieder einigermaßen bei ihr verheilt sind zieht sie gemeinsam mit ihrem Vater weg aus ihrer gewohnten Umgebung auf eine einsame Nordseeinsel mit nur wenigen Bewohnern. Der Vater, ein anerkannter Meeresbiologe, stürzt sich nach dem Einzug in ihr neues Haus sofort wieder in seine Arbeit, um zu vergessen. Pat, die beste Freundin der verstorbenen Mutter, kümmert sich während seiner Abwesentheit um das Mädchen.

Für Stella beginnt schon bald ihr Schulalltag auf der Insel und die lange Reise zurück zu ihrer Erinnerung. Alles könnte an dieser Stelle nun langsam wieder zu seiner gewohnten Ordnung zurückkehren. Doch dann geschehen plötzlich seltsame Dinge auf der Insel. Schritte im Haus, Kater Freitag verschwindet und das Telefon ist plötzlich tot. Stella spürt immer mehr, dass all diese Ereignisse mit dem Unfall und dem Tod der Mutter in Zusammenhang stehen. Je mehr Fetzen aus ihrer Erinnerung nach und nach wieder zu ihr zurückkehren, desto mehr Angst steigt in ihr hoch. Jemand trachtet ganz eindeutig auch ihr nach dem Leben und scheint keine Ruhe zu geben, bis er sein Ziel erreicht hat.

Krystyna Kuhn verwebt in der Schneewittchenfalle gekonnt Krimi- und Thrillerelemente miteinander zu einer spannenden Geschichte, die schließlich auf unvorhersehbare Weise endet. Dabei werden nicht nur die einzelnen Charaktere, sondern auch die Kulisse und der teilweise äußerst dramatisch verlaufende Handlungsstrang von ihr so plastisch geschildert, dass nicht nur Jugendliche ab 12 Jahren gespannt lauschen werden, wie sich der Fall Stella schließlich aufklärt. Katja Amberger verleiht den Protagonisten mit ihrer sehr wandelbaren Stimme die nötige Authenzität und versteht es gekonnt, den sich innerhalb der Geschichte entwickelnden Spannungsbogen aufzunehmen und mitzutragen.

232 Minuten Hoffnung, Bangen und Nervenkitzel in Bezug auf Stella, ihre wiederkehrende Erinnerung sowie die Menschen und Geschehnisse um sie herum, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Hörprobe Schneewittchenfalle

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