Ich brate einen Fisch

An einem Bach mottet ein kleines Feuer aus feuchtem Holz. Auf drei Seiten ist die Lichtung von Felsen eingeschlossen, der Bach verschwindet in einem endlosornamentalen Wald, Wald auch auf den Klippen. Nirgendwo kann man den Himmel sehen ausser hier, nirgendwo hört etwas auf. Wenn ich mich allein aufmache, werde ich mich selbst nie wieder finden. Ich habe mir ein Notbiwak aus Zweigen und Blättern gebaut. Trotz des Wasserfalls höre ich jedes noch so leise Knacken im Gehölz, denn ich warte auf zwei, die mich suchen: voller Hoffnung auf den Freund, voller Furcht auf den Verfolger. Ich habe hier etwas Wichtiges erledigen müssen, ich weiss nicht mehr was und auch nicht, wie ich hierhergekommen und wie lang ich schon hier bin, es gibt ja Wasser und Fisch und Pilz genug. Der Freund kennt sich hier aus und wird mich aus dem Wald führen, aber er hat sich verspätet. Auch der Verfolger scheint aufgehalten worden zu sein. Die Szene plagt mich von Tag zu Tag ärger, weil ich nämlich vergessen habe, wo und wann das geschah, im Wach, im Traum, in einem Buch, in einer endogenen Prophezeiung oder damals, als ich kurz tot war, obwohl ich mich nur an die Stille Schwarz erinnern kann. Zwar bin ich guter Dinge. Der Freund wandelt Gestalt andauernd und wird immer mehr der, den ich mir zum Geleit wünsche mit Kopfkissen und allem. Der Verfolger wächst gemeinsam mit mir; gierige Erregung, Adrenalin unter dem Zungenrand. Aber ich brauche Zugang, ich muss wissen, woher das kommt, wohin das führt. Ich kann doch nicht alle Bücher wiederlesen, die ich je las und alles Leben wiederleben, das ich je lebte und alle gebratenen Fische wiederträumen, die ich je träumte! Gschweige denn alles lesen leben träumen, was ich jemals lesen leben träumen werde. Ich muss es wissen! Sonst findet mich weder der eine noch der andere und täglich wuchert der Wald weiter als die Ränder und bald kann ich auch mit offenen Augen nichts anderes mehr sehen als das.

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