Dagegen spricht die Eindringlichkeit der Beweisführung, dass Ich nicht Herr im eigenen Haus sei, durch den Morgen. (Man hat über Nacht Distanz gewonnen. Man kann sich beim Kaffeekochen beobachten. Jeder Handgriff ist der eines anderen. Jeder Gedanke wird nicht vollständig gedacht.)
Er lässt die Zeitung sinken und notiert. Zur Rezeption und damit Produktion eines Preisträgers eines österreichischen Komikerpreises in Schweizer Medien: ging die Rede von den Wortkaskaden und arbeitete hierfür eigens hart an der Aufwertung von Beinahegattungen wie der des Poetryslams, die einem obsoleten Text allerdings nur den Moment der Inszenierung hinzufügen ohne aber irgendetwas zum Text bemerken zu können. Das in dieser Betriebssparte langsam erfolgreiche Eventsupplement erhebt, wie in anderen Medien auch, einmal mehr Form über Inhalt, woran sich rezipierende Medien allmählich angleichen. Andernorts verschiebt sich Pro7-Abendunterhaltung vom Wort zum Begriff und folgerichtig unterlegt sich auch dort alles mit einem Rauschen, dem nichts mehr hinzugefügt werden kann. Gefeiert ist das zu Feiernde im Selbstzweck des Fests, zu dem man weiträumig eingeladen wird. Die Gratisbillette werden auf den Strassen verteilt. Man gibt Damenwahl. Die Wortkaskaden allerdings wurden unbehandelt den Gratisblättern entnommen, die schon früh an jedem Morgen durch die Gassen wehen, schreibt er.
(Und moniert danach leise eine weitere Fehlerquelle im Idealsystem. Die Entdeckung des lyrischen Ichs (auch: seine, oft retrospektive Anwandlung) impliziert doch notwendigerweise ein lyrisches Nicht-Ich. Sicher handelt es sich dabei um ein immer unterstelltes Text- und Welterkenntnisprogramm, das aber – ich bitte sie!, empirisch – die meisten Ichtexte nur positiv möbliert. Wie kann also lyrisches Ich und lyrisches Nicht-Ich in einem Gedicht getrennt aufbewahrt werden (bei aller Hochachtung vor dessen Erzeuger). Das (vorhanden oder eben nicht) lyrische Nicht-Ich muss der Schlüssel bei solch einer Setzung sein. Das lyrische Nicht-Ich ist im Moment seiner Lektüre zwangsläufig unlesbar. Möglicherweise wird es lesbar (gemacht), dann wäre es aber kein lyrisches Nicht-Ich mehr. Folgt: Das lyrische Ich und das lyrische Nicht-Ich und das Ich und der ganze Rest im Text sind nicht objektivierbare Materialien oder Positionen, sondern abhängig von der Verfasstheit seines Lesers, jeder einzelnen Leserin. Das lyrische Ich muss also ein Gerücht sein. Das lyrische Ich gibt es und gibt es nicht und ist als solches gar nicht begreifbar. Als Distanzargument hat es jedenfalls ausgedient, liebe Leser. Lassen Sie sich nichts anderes von anderen erzählen.)
Sie verstehen nun, warum er keine Gedichte mehr schreibt oder doch das, was er schreibt, niemals nicht so nennen würde. Wir warten auf Ihre Antwort.