Eine Frage der Teilzeit

Teile ich mir die Zeit ein: teile ich gedanklich meinen Nachbarn in zwei Hälften. Verwuschle ich sein Haar und in seine Uhrenkette mache ich Knoten. Der Uhr verpasse ich einen Kokon aus Resten von Gel. Die Flügel am Hinterkopf laufen ihm stromlinienförmig zusammen. Am unteren Ende befestige ich einen Manschettenknopf. Da sucht er nach seinem Fahrschein.

Teile ich mir die Zeit ein: klingelt mein Telefon volkstümlich. Bin ich ganz Dienstleister in der Dienergesellschaft. Meide ich Menschen ohne Sozialleben. Gemietete Leben. Auf Saubohnenplantagen.

Teile ich mir die Zeit ein: versuche ich mich an Wegen der Darstellung und Herstellung persönlicher Ordnung. Es ist eine Ordnung vergeblicher Zeichen. Aber immerhin wirksam der Schein meiner Dinge durch diese. Berücksichtigungen. Beschwichtigungen. Kontinuitäten.

Teile ich mir die Zeit ein: gewährleiste ich Existenz durch Klassifikation ins Vorhandene. Entdecke ich in Köln-Ehrenfeld nicht ein Kaufland sondern den Potsdam-Simulator.

Teile ich mir die Zeit ein: erbreche ich mein Vomitiv in Geschichten. Das Elend der Welt im jungen Pennerpärchen zum Beispiel. Er, schlafend, komatös in einem fremden Traum. Sie, streicht ihm den Speichel vom Kinn, liebevoll. Oder eine andere: Vom Tramnebenan, der in seinem Handy Anruflisten bedient. (Ein schräger Blick, meinerseits). Ein Blättern von „Schatz1“ zu „Schatz2“.

Teile ich mir die Zeit ein: teile ich mich, ich mich mit, mit mir selbst, und die Welt.

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