Eintausend hässliche Tauben

Wie sehr wir auch wünschten,
dass endlich
ein Ruhen einkehre,
Tage und Nächte durchmischt
zu Wochen und Jahren,
zu einer Geschichte,
erzählbar,
wie sehr.

Kreuz und quer durchs Gelände
die Fahrten,
Notizen am Kühlschrank,
freundliche Ansichten,
die Kirchen und Täler
und die Monumente,
doch nirgends dazwischen
mein Mantel.

Wir fassten nicht Fuß
und lagen uns in den Armen,
ineinander verschränkt
tauschten wir
Kälte und Speichel,
verdeckten die Sicht.

Nur ein paar Hügel weiter
verlor eine Säule ihr Kapitell,
neigte sich
um ein Grad zuviel
ihrer Geschichte entgegen
und keinem
fiel’s auf,
wie die Voluten
sich dumpf
in die Erde gruben.

Ein Junge verkauft
kühle Getränke:
wir trinken
Flasche um Flasche,
der Durst
ebbt nicht ab,
so verdorrt sind die Felder
und keine Schatten
säumen die Straßen.

Tage und Nächte durchmischt,
wir fassten nicht Fuß
und keinem fiel’s auf.

Die Hauptstädte brodeln,
dort kocht das Blut
in den Adern
und Schweiß mischt sich
mit Schweiß,
die Jugend vergeht nicht,
kein Licht, das nicht blinkt
in die Ferne,
dort träumt es
auf dem Land sei es ruhig.

Eine Nachricht
und noch eine Nachricht
vom anderen Ende,
schon kocht das Blut
in den Adern.

Es sammeln sich Massen
in Shorts und Sandalen
um eine trauernde Mutter,
den Sohn in den Armen,
dass sie erkaltet
zu Marmor
vor Scham
und draußen flattern
eintausend hässliche Tauben.

Wir trinken
Flasche um Flasche,
der Durst
ebbt nicht ab
und lachen
und essen dabei,
dass am Ende des Tages,
die Tischdecken schmutzig
und alle Teller geleert,
wir uns in den Armen liegen,
ineinander verschränkt.

Viele Geschichten
sind keine Geschichte,
wir suchen nach Titeln,
Mosaiken verwittern
zwischen den Fingern
zu farbigen Steinchen,
zu verlorenen Bildern.

Kreuz und quer durchs Gelände
den Pass griffbereit
über Grenzen,
eintausend hässliche Tauben,
wir fassten nicht Fuß.

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