Lyophylias Lust der Gefriertrocknung

Am anderen Brunnenende galt die Gefriertrocknung als die effizienteste und schonendste Trocknungsmethode für durchnässte Papiere und also Bücher. Und nur das beste Verfahren schien ihr gut genug, das Wasser aus ihren heiligen Schriften zu entfernen. Vorerst war an dieser Stelle an die Erzeugung eines Vakuums von ihr aus nicht zu denken. Wie also das Wasser in nie flüssiger Form zu halten, sodass alle schädigenden physikalischen, mechanischen oder biologischen Prozesse im Papier ausgeschaltet werden konnten? Sie kam an den Trippelpunkt ihrer Karriere und investierte in Anlagen. Schnell begannen sich die im Vakuum aus den Papieren entweichende Wasserdämpfe an den Eiskondensatoren bei bitterster Kälte zu sammeln. Vorsicht musste walten. Nach der Gefriertrocknung waren die Papiere extrem trocken und in diesem Zustand vorsichtig zu behandeln. Und nachzubehandeln. Zu glätten und zu pressen. Und zu beachten: Durch die Wasseraufnahme des Papiers und anschließende Feuchtigkeitsabgabe während des Trocknungsprozesses traten an den einzelnen Papierfasern ungleichmäßige Spannungen auf, die ein Wellen bzw. Verziehen zur Folge hatten. Wellen und Entwellen. Lyophylia hatte eine weitere Idee. Derart deformierte Papiere konnten wieder geglättet werden, indem man sie unmittelbar nach dem Trocknen durch Pressen in eine plane Form brachte. In diesem plattgepressten Zustand verblieben die Bücher so lange, bis das Papier wieder seinen normalen Wassergehalt aus der Luftfeuchtigkeit aufgenommen hatte. Natürlich gab es weitere Probleme. Kleinigkeiten. Gestrichenes neigte bei stärker Durchnässung beispielsweise zum Verkleben. Doch im grossen und ganzen war sie mit ihrer Arbeit zufrieden.

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