Vor wenigen Tagen hat Michael Perkampus seinen neuen Roman Die Mitte der Unendlichkeit zur Gänze online publiziert. Damit nutzt ein weiterer Schriftsteller das Internet nicht nur als Kommunikations- sondern auch als Publikationsmittel und macht sich die gegenüber einer traditionellen Publikation in Buchform erweiterten Möglichkeiten des Internets zunutze.
Obwohl der Autor von seinem neuen Werk sagt, dass es sich in der Machart nicht so sehr von seinem ersten Roman “Seelen am Ufer des Acheron” unterscheide, sind doch einige Unterschiede auszumachen. Die augenfälligste Differenz besteht darin, dass der Autor in seinem neuesten Roman stark in den Hintergrund tritt und den Text für sich sprechen lässt. Das Resultat dieser Zurücknahme ist eine Sprache, die in ihrer dichterischen Sensibilität und ihrem poetischem Reichtum zugleich eine Gewalt entwickelt, die wie ein Tropensturm über den Leser kommt. “Die Mitte der Unendlichkeit” bläst den Leser hinweg, gleichzeitig badet es ihn in warmem Regen. Ein besonderer Genuss dieser Online-Publikation sind die Audiofiles, die am Ende jeden Textabschnitts zu finden sind und auf denen der Autor zu hören ist, wie er seinen Roman liest.
Inhaltlich lässt sich der Roman auf verschiedenen Ebenen verfolgen. Über den Plot, will man denn einen ausmachen, schreibt der Autor auf seinem Weblog:
Richard (von Birmingham) und Adam (der einz’ge Mensch), die beiden Protagonisten meiner Romane, sind dennoch nicht austauschbar. Am liebsten würde ich natürlich behaupten, Richard sei jener Schatten Adams, der in COI (Center Of Infinity) als Rodriguez gastiert. Was die beiden Romane mehr noch als ihr Stil und die Ähnlichkeit ihrer Figuren verbindet, ist der Verlust der anima mater und die Queste, der primo proposito aller Romane seit Chrétien de Troyes. Richard ermordet als ein anderer Amanda und sucht als wieder ein anderer sein verlorenes Königreich; Adam erinnert sich an eine Liebe, die 6000 Jahre zurückliegt und die er in die Gegenwart zu träumen beabsichtigt. Beide Romane spielen mit Erinnerung und Wahrnehmung, die biographischen Schübe sind ohne Verlust gegeneinander austauschbar.
“Die Mitte der Unendlichkeit”, von Michael Perkampus, 2009, ein Lese- und Hörgenuss, erschienen auf Skypaper Press.
(Verlagsmeldung)