Norbert W. Schlinkert, 1964 in Schwerte geboren, vollbrachte in jungen Jahren eine Tischlerlehre, holte sich das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg und studierte schließlich Kulturwissenschaft und Theaterwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität. Er veröffentlichte 2005 die Studie „Wanderer in Absurdistan. Novalis, Nietzsche, Beckett, Bernhard und der ganze Rest“ und wurde 2009 mit seiner Studie „Das sich selbst erhellende Bewußtsein als poetisches Ich. Von Adam Bernd zu Karl Philipp Moritz, von Jean Paul zu Sören Kierkegaard“ promoviert. Kleinere literarische Veröffentlichungen, etwa „story banal“ (1998) oder die Kurzgeschichte „Das Wannenbad“ (in: SIC, Zeitschrift für Literatur Nr.4, 2009). Im Jahr 2010 wurde ihm für sein Romanprojekt ein Aufenthaltsstipendium des Künstlerdorfes Schöppingen zugesprochen.
Sie sind nicht Eduard Raban, hörte er eine Stimme sagen. Der Kopf des Richters wirkte klein über der roten Robe. Er sagte es noch einmal, etwas lauter diesmal, so als sei er sich nicht sicher, ob der Mann ihn verstanden habe. Der Mann sagte nichts. Er verweigerte keineswegs die Aussage, das wäre ihm nicht in den Sinn gekommen. Er spürte sein Herz schlagen in dumpfen, wie in Zeitlupe ablaufenden Schlägen: Kawumm, kawumm schien es zu machen. Wie bitte?, hörte er die selbe Stimme, dann eine andere, von der Seite, eine weibliche, die fragte, ob ihm nicht gut sei, ob er etwas trinken wolle. Möchten Sie ein Glas Wasser?, fragte die Stimme, rief aber schon nach dem Saaldiener, der Angeklagte benötige ein Glas Wasser. Als er es endlich nach langem Schweigen bekam, erkannte er im schräg in den Gerichtssaal fallenden Sonnenlicht, daß das Wasser nicht ganz sauber war. Er nahm einen Schluck, voll Widerwillen, es war lauwarm. (…)
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