im so brodelnden fluss stau von hausbooten, die sehr langsam ob ihrer messy-masse stadtauswärts rudern, während an den ufern die flüchtenden stadteinwärts pilgern, zerrissene gestalten wie ich: verlust der brille: etwas durch vergesslichkeit liegen lassen, verlieren. nicht mehr scharf sehen können, nur die schattierten gestalten, ihre bewegungen, hurtig. die dichterinnen sprechen wie das apothekenmädchen, das stets so schaut, als hätte gerade ich was zu verbergen. außer kranken venen das, was versprach der freund, der längst tote dichter, solchen weibern zu gnaden, die nurmehr verse hören möchten. oder mich, wenn auf der straße dicht’ ich, alte verse wiederholend, als wären die verzicht. denn er nun singt aus grab, dass ich mich sollte zieren nicht, doch solcher einen kaffee anzubieten, nimmt er den schnaps dazu und sie ein minerales wasser. sie kommt wohl mit, doch geht danach wieder schnell dahin, wohin sie mich entlässt. ich bin, so sagt sie, der unter ihr verschied, starb, punktum. perdu sei unser hoffen. und gleichwohl erbricht sich mir ihr busen offen in die krasse karibik. durch gebirge von wracks strömt der fluss. überquert am anderen ufer passagen, in denen über den leer gekauften oder geplünderten marktständen notlicht brennt, erstaunlicherweise schon seit stunden, tagen – jahren? von der punk-planke an land springend ragt vor mir auf die kathedrale. und ich weiß, in die falsche richtung gewandert zu sein. denn mein eigenheimhäuschen habe ich mir mit schrift ausgekleidet. ich liege zwischen zeitungen, echos schweren bleisatzes, die ich zu fetzen zerkleinerte zwischen meinen nageszenen. niemand versteht meine sprache. ich bin einsam, seit meine gefährtin verstarb vor einigen minuten. aber noch liegt in meinem gebiss das ewig lebendige. und träumend in meiner behausung, gebettet auf schrift, lausche ich ihrem raunen, der immerwährenden sprache in meinen schlaf. wenn du deine, gewöhnlich den stift führende hand oder die daran finger, die auf den tasten tippen, reichst, wundere dich nicht, dass ich verteidigend in sie beiße, bis blut fließt, das du pflastern musst. ich beiße, wie du immer sagtest, dass man müsse, wenn man spricht, wenn man bleckt und fletscht die lippe über den zähnen, den fängen, raubtierisch, der worte.
- von Jörg Meyer
in pödgyr