Depressives Adventsgedicht
Advent, der erste.
Nicht mehr lange,
dann ist Weihnachten da.
Danach kommt Januar.
Und nicht mehr lange,
dann ist Sommer.
Schnell schreitet die Zeit
durch den Raum.
Ein paar Jahre später
ist man schon tot.
Scheiße.
Abendrot (Ein Gedicht, das Kraft schenkt)
Abendrot, der alte Bäcker,
der meine Frau früher beglückte,
ist, wie ich unlängst las,
verstorben.
Schade, denn nun ist Abendrot
tot.
Das versaut die ganze
Abendstimmung,
war er doch spätabends immer
mit seinem Hund Sonnenuntergang
unterwegs.
Und jetzt?
Wer führt den Hund Gassi?
Ja, das Leben kann
grausam sein.
Egal, wir dürfen
nicht aufgeben.
Morgenhetze und Geburt
Hetz doch nicht so,
sage ich dem Morgen.
Der hört nicht zu.
Der ist gerade mit
seiner eigenen Geburt
beschäftigt.
“Pressen!”, schreie ich.
Hach, da ist sie,
die Sonne.
Was für ein wunderschönes
Kind.
Winterkillerfüße
Kannst du mal anpacken,
wenn du willst.
Mein kalten Füße
sind so kalt
wie der Winter,
wie ein Killer,
darum nenne ich sie
auch
Winterkillerfüße.
Die sehen gar nicht so aus.
Sie erinnern an
ganz normale Füße,
meine Winterkillerfüße.
So kann man sich
täuschen.
Zangengeburt
Das hätte sie sich
nicht träumen lassen.
Dass eine Zange
so schwierig
zu entbinden ist.
Zumal der Verband
von einem der Lehrlinge
angelegt worden war.
Kaffee
Kaffee schmeckt gut,
wenn er heiß aus der Kanne
kommt.
Hm, lecker!
So ein Kaffee weckt
die Lebensgeister,
die aus ihren Gräbern steigen
und um einen herumfliegen,
wild wie Wild.
Mit Kaffee ist
immer eine Menge los.
Da ist man nie einsam.
Toll!
Warnung (Gedicht mit erhobenem Zeigefinger)
Schon als Kind
durfte ich bei Sturm
draußen nicht rauchen.
Das ist gefährlich,
erklärte mir meine Mutter.
Ich hörte nicht auf sie
und zog mir eine
Erkältung zu.
Hätte ich mal gehört.
Waschbecken
Es war einmal
ein Waschbecken,
das wuchs ohne Hahn auf,
sodass es jeden Morgen
verschlief.
Winterpromenade
Schick auf Skiern.
So kennt man mich.
Landauf, landab
bin ich mit
meinen Skiern unterwegs.
“Platz da!”
Mein Ruf eilt
mir bereits voraus.
Und schon wieder
habe ich eine Stadt
durcheilt.
Verlies (Wortwitzgedicht mit Suchtfaktor)
Als sie mich VERLIES,
erblickte
ich zum ersten Mal
das Tageslicht.
Morgengrauen (Horrorgedicht)
Unheimlich ist das,
wenn man schon
wieder, ich
wiederhole, wenn
man schon wieder,
jetzt geht es weiter,
aufstehen soll.
Das Grauen!
Fürchterlich!
Angsteinflößend.
Am besten, man
dreht sich um
und schläft noch zwei
bis fünf Tage.
Tablettsüchtig
Und plötzlich war ich
Tablettsüchtig.
Wo ich auch war,
nie erschien
ich ohne mein Tablett,
das ich lässig
auf den Fingerkuppen
meiner rechten Hand
balancierte.
Alle ahnten,
dass das irgendwann
schiefgehen musste.
Schreiben
Manchmal
könnte ich vor Zorn
laut schreiben.
Kinder soll man
nicht
anschreiben.
Wer schreibt, hat
meist Unrecht.