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Cherrygirl_Tina

vor 1 Woche

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Auf das Buch bin ich eigentlich durch das Cover aufmerksam geworden. Die farbenfrohen Punkte machen zumindest neugierig genug, um das Buch in die Hand zu nehmen und den Klappentext zu lesen. Des Weiteren habe ich dann auf einigen Bücherblogs etwas darüber gelesen und wollte es erst recht lesen.

 

Was soll ich sagen. Obwohl das Cover auf eine positive Handlung hindeuten könnte, ist der Inhalt doch ein sehr ernster. Es gibt wenig Bücher (mit diesem hier 3), die mich emotional so mitgenommen haben, dass während des Lesens mehr als eine Träne geflossen ist. Doch worum geht es eigentlich?

 

Das Buch ist aus der Sicht von Aysel geschrieben und beginnt am 12. März untertitelt mit "Noch 26 Tage".

Direkt zu Beginn erfährt der Leser, dass sie mit ihrem Leben so unglücklich ist, dass sie sterben will. Sie sitzt auf der Arbeit und denkt über, wie es wohl ist zu Sterben und was man dabei fühlt, wenn man dabei noch etwas fühlt. Das Schlimme ist eigentlich, dass es sich nicht, wie man anhand der Tatsache, dass sie auf der Arbeit sitzt, denken könnte, um einen Erwachsenen handelt, sondern um einen 16 jährigen Teenager! Da sie Angst hat, den finalen Schritt alleine zu gehen, sucht sie in einem passenden Internetforum einen Sterbenspartner. Dort stößt sie auf die  Suche eines "FrozenRobot". Hinter diesem seltsam klingenden Namen verbirgt sich der 17 jährige Roman. Auch er verspürt den dringenden Wunsch, zu sterben. Im Gegensatz zu Aysel, hat er sich aber bereits ein festes Todesdatum ausgesucht.

 

Die beiden Treffen sich, um sich ein wenig kennenzulernen und ihren gemeinsamen Tod zu planen. Dabei kommen auch die verschiedenen Gründe zur Sprache. Beiden geht es so schlecht, sie schotten sich von allen ab, fühlen sich schuldig und unverstanden und unerwünscht. Besonders Aysel fühlt sich fremd in ihrer Familie. Wenn Aysel dann doch etwas über ihre Familie erzählt und erwähnt, dass sie dieses gerade erlebte Gefühl seit Jahren nicht mehr erlebt hat, obwohl es nur eine kleine nette Geste war, fühlt man sich irgendwie mit traurig. Es scheinen banale Dinge zu sein, aber für Aysel sind sie sehr wichtig. Roman hingegen fühlt sich schuldig am Tod seiner kleinen Schwester und findet, dass er kein Recht mehr habe, zu leben. Alleine die Tatsache, dass er vor kurzem ein Familienmitglied verloren hat und sich schuldig fühlt und deshalb sterben möchte, fand ich mehr als traurig. Aysel und Roman schaffen es beide nicht mehr, sich jemand anderem anzuvertrauen und Hilfe zu suchen. Sie finden, dass keiner sie besser versteht, als sie einander, weshalb sie auch gemeinsam sterben wollen.

 

Sie verbringen immer mehr Zeit miteinander, schließlich haben sie nur noch 26 Tage zu leben. Und wie es der Zufall so will, gibt es, je näher der Todestag rückt doch noch einige freudige Ereignisse, die Aysel zeigen, dass das Leben auch schön sein kann und sie entscheidet wenige Tage vor ihrem geplanten Todestag, dass sie leben will. Zusammen mit Roman, denn sie hat sich verliebt. Obwohl er ähnlich wie Aysel empfindet, ist er fest entschlossen, seinem Leben ein Ende zu setzen. Aysel ist verzweifelter denn je. Wie soll sie ihn davon überzeugen, dass es sich lohnt zu leben? Schließlich rennt ihr die Zeit davon, es sind nur noch wenige Tage. Wird sie es schaffen, ihn in letzter Minute davon zu überzeugen?

 

Alleine die Tatsache, dass zwei Teenager so verzweifelnd scheinen, dass sie in ihrem Leben keinen Sinn mehr sehen und sich ernsthaft damit  beschäftigen, zu sterben, hat mich traurig gemacht. Der emotionale Schreibstil der Autorin hat es zugelassen, dass man sich in die Teenager reinversetzen konnte. Ich habe mich teilweise als Teenager (und teilweise auch in spätere Jahren) genauso gefühlt, wie Aysel und Roman, die ebenfalls vor einer Wand standen und nicht mehr weiter wussten. Allerdings sind es stets Gründe, die man mit Gesprächen lösen kann. Die beiden hier sind allerdings so der festen Überzeugung, dass sie keiner liebt und sie keiner versteht, dass es einen schon mitnimmt. 

 

Sehr mitgenommen hat mich auch, dass die beiden sich darüber Gedanken gemacht haben, wie ihr Leben weitergehen könnte, wenn sie ihre jetzigen Probleme nicht hätten. Ich habe während des Lesens der letzten Seiten wirklich gehofft, dass die beiden es sich noch anders überlegen und fieberte ein wenig dem Ende entgegen, wenngleich ich auch ein wenig Sorge hatte, was am Ende der Geschichte rauskommen wird.

 

Ein sehr emotionales Buch. Leichter und verständlicher Sprachstil und glaubwürdig geschrieben. Die Autorin begann mit dem Schreiben, als im Januar 2013 ein sehr guter Freund verstarb. Wie er zu Tode kam, wird nicht erwähnt, ist aber auch egal. Für sie war das Schreiben eine Art Therapie. Und auch in ihrem Nachwort richtet sie noch einmal persönlich das Wort an ihre Leser, was auch mit einer guten Portion Emotionen und einigen Ratschlägen verpackt ist. Es regt ebenfalls noch einmal zum Nachdenken an. Ihre letzten Worte an die Leser "Ganz zum Schluss möchte ich noch sagen, dass diese Geschichte euch hoffentlich an all die Menschen in eurem Leben denken lässt, die euch wichtig sind. Seid nett und liebevoll zu ihnen, zeigt ihnen eure Zuneigung, und vergesst nicht: Das Leben ist zerbrechlich und kostbar." Dem ist nichts hinzuzufügen.

 

 

Autor: Jasmine Warga
Buch: Mein Herz und andere schwarze Löcher
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