Seifenblasendreher

Posted on: Juni 23rd, 2012 by Dana Buchzik No Comments

Seifenblasendreher zu sein, bedeutet, mitten in der Nacht hoch zu fahren aus dem, was als Schlaf durchgehen muss. Ein Seifenblasendreher zählt die Schatten unter den Schatten der Augen. Schließt die Sonne aus, kategorisch. Sobald ein neues Modell lichtabweisender Jalousien auf den Markt kommt, ist er der erste Abnehmer. Mit ineinander verbissenen Zähnen steht er in der Schlange, bemüht, all die anderen Menschen nicht wahrzunehmen, mit ihren Sätzen, die unablässig aus ihren schlecht geschnittenen Mündern rinnen wie aus schwer reparaturbedürftigen Wasserhähnen. Der Seifenblasendreher ist schweigsam. Und humorlos wie Nieselregen. Alles Weiche ist aus seinem Gesicht rasiert. Ihm schmeckt nichts, was gezuckert ist oder weich, er verbringt Stunden vor dem Brotregal und betastet Vollkormquader, nur um enttäuscht kehrt zu machen und dem Ort zuzustapfen, den er aus Mangel an Alternativen Zuhause nennt. Der Seifenblasendreher erobert im Halbschlaf mit dem rechten Fuß die Bettdecke zurück, weil er vergessen hat, dass niemand mehr da ist, mit dem er um sie kämpfen müsste. Der Seifenblasendreher denkt nicht in Begriffen wie Einsamkeit, dieses Konzept sagt ihm nicht zu, so wie das Konzept der Begriffe überhaupt ihm nicht zusagt, der Worte, und so streicht kein Wort ihm das Salz aus den Wimpern, kein Wort treibt seine Mundwinkel nach oben, kein Wort ruft einen Aufstand aus, kein Wort trägt seinen Körper nach oben, wenn er im Staub der alten Gedanken untergeht, den Arm noch zum Himmel hinter den Fenstern gereckt wie zu einem kurzen, nachlässigen Gruß.

Leave a Reply