Heute im not just another Adventskalender: Anna Kims Anatomie einer Nacht, empfohlen von Dana Buchzik.
Amarâq ist ein Ort, mit dem man sich nicht arrangieren kann. Er saugt jede Erinnerung an Trost aus den Knochen; die Menschen trocknen aus, sind regenverblichen wie Hauswände. Nähe entsteht aus Pragmatismus: Der andere könnte ein Ausgang sein, Ausgang aus der Stadt oder wenigstens dem niederschmetternden Alltagsgefühl. Nur wenige der Protagonisten überleben die Nacht vom 31. August auf den 1. September 2008; mit jeder Seite begreift der Leser mehr, warum Selbstmord unausweichlich ist, auch wenn Anna Kims Protagonisten großteils noch verstörend jung sind, am Anfang dessen stehen, was Leben sein könnte – an einem Ort, der nicht Amarâq ist.
Anna Kim: Anatomie einer Nacht, Suhrkamp Verlag, 299 Seiten, 19,95 €