ocelot, und Matthes & Seitz verschenken „Äpfel und Birnen“ von Korbinian Aigner

Posted on: November 29th, 2013 by Frithjof Klepp No Comments

(Dieser wunderschöne Bildband ist uns seit seinem Erscheinen eine echte Herzensangelegenheit. Wir freuen uns also selbst unbändig, dass wir jetzt, von langer Hand vorbereitet, ein Exemplar verschenken können!)

"Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich doch heute ein Apfelbäumchen pflanzen." Luther

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Dieses Lutherwort hat der Pomologe Korbinian Aigner nicht nur zitiert, sondern vor allem gelebt, als er im KZ Dachau zwischen zwei Baracken Apfelbäume pflanzte und ihm dort sogar die Zucht völlig neuer Sorten gelang. Doch der Reihe nach:

 

Korbinian Aigner (1885 - 1966), genannt der Apfelpfarrer, beschäftigte sich sein ganzes Leben lang leidenschaftlich mit dem Anbau von Obst. Schon während seines Priesterseminars gründete er einen Obstbauverein und war auch später im Kirchendienst während jeder freien Minute unterwegs, um Vorträge über den Obstbau zu halten.

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Nachdem er sich in seinen Predigten eindeutig von der erstarkenden Nazi-Politik distanzierte, wurde Aigner 1937 nach Hohenbercha strafversetzt. Einen Tag nach dem missglückten Attentat auf Hitler 1939 sprach er im Religionsunterricht über das fünfte Gebot, wobei der Satz fiel: „Ich weiß nicht, ob das Sünde ist, was der Attentäter im Sinn hatte. Dann wäre halt vielleicht eine Million Menschen gerettet worden.“

Von einer linientreuen Aushilfslehrerin denunziert, wurde Aigner am 22. November 1939 verhaftet. Im Priesterblock Dachau interniert, verrichtete er seine Zwangsarbeit hauptsächlich in der Landwirtschaft. Zwischen zwei Baracken gelang ihm mit eingeschmuggelten Samen die Zucht der neuen Apfelsorten KZ-1, KZ-2, KZ-3 und KZ-4. Die Schößlinge konnten wieder erfolgreich aus dem Lager hinausgeschmuggelt werden und es ist sehr wahrscheinlich, dass allein die Aussicht darauf, seine Apfelbäume einmal in Freiheit zu sehen, Aigner die Kraft für die schrecklichen Jahre der Internierung gegeben hat.

In der Nacht vom 26. auf den 27. April 1945 musste Aigner zusammen mit ungefähr 10.000 Häftlingen einen Marsch nach Südtirol antreten. Dabei konnte er am 28. April in Aufkirchen am Starnberger See fliehen und sich im dortigen Kloster verstecken.

Nach dem Ende des Krieges kehrte Aigner als Pfarrer nach Hohenbercha zurück. Dort widmete er sich auch wieder seiner großen Leidenschaft, den Äpfeln. Er beschaffte sich Äpfel von allen ihm zugänglichen Sorten und malte meist jeweils zwei Äpfel in Postkartengröße nebeneinander.

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In knapp achthundert Aquarellen zeichnete Korbinian Aigner Apfelsorten aus aller Welt. Seine Bildtafeln zeigen in Originalgröße kleine, große, gestreifte, gefleckte, gepunktete, runde, spitze, plattgedrückte, grüne, gelbe, rote, glänzende, blasse, schiefe, glatte oder schrumpelige Äpfel. Wegen ihrer Exaktheit und Systematik dienen Aigners Abbildungen noch heute als Grundlage für pomologische Lexika.

Aigner starb 1966 in Hohenbercha.

Die von ihm gezüchtete Apfelsorte KZ-3 wurde 1985, anlässlich Aigners 100. Geburtstag in Korbiniansapfel umbenannt.

Der künstlerische Wert Aigners Zeichnungen wurde durch ihre Ausstellung auf der Documenta 2012 erstmals einem breiten Publikum bekannt. Die systematische Erfassung eines Einzelbereichs der Welt, der Natur, ist immer auch der Versuch, Ordnung und Struktur zu schaffen. In ihrer fast unüberschaubaren Fülle bieten die Äpfel- und Birnenbilder eine prächtige Einladung zum Schauen, zur Beschäftigung mit der uns umgebenden alltäglichen Natur. Kein Apfel gleicht dem anderen, jeder besitzt einen eigenen Charakter, eine eigene Schönheit.

 

Bei dem wunderbaren Berliner Verlag Matthes & Seitz liegen Aigners Bilder nun innerhalb der von Judith Schalansky (u.a. "Der Hals der Giraffe" und "Atlas der abgelegenen Inseln") herausgegebenen Naturkunden vor:

 

Äpfel und Birnen

Das Gesamtwerk

apfelcover.big Folioformat, durchgängig vierfarbig
512 Seiten, fadengehefteter Halbleineneinband mit farbigem Kopfschnitt

910 Abbildungen
Mit einem Vorwort von Julia Voss

ISBN: 978-3-88221-051-4
Preis: 98,00 €

von Korbinian Aigner

herausgegeben von Judith Schalansky

 

 

Diesen pomologischen Prachtband gibt es ab Samstag, den 30.11. auf unserer ocelot,-Facebookseite zu gewinnen, jeweils zur Hälfte gesponsert von ocelot, und Matthes & Seitz.

 

Dazu können Sie bis zum Freitag, den 6.12.2013, 22.00 Uhr den entsprechenden Post auf unserer Wall kommentieren. (Ein Foto vom Buch, das Samstagvormittag von uns gepostet wird.) Schreiben Sie uns dort Ihr leckerstes Apfelrezept, einen Hinweis auf ein weiteres, schönes Apfelbuch, die sauerste Apfelsorte, den besten Aufzuchtstipp, das ultimative Bratapfelgeheimnis, ein Gedicht oder was auch immer Ihnen einfällt, egal - Hauptsache es geht um den Apfel.

Der Kommentar mit den meisten Likes gewinnt das Buch. Bei gleichen Like-Zahlen losen wir aus.

(Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.)

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Hier gibt es übrigens ein leidenschaftlich pomologisches Gespräch zwischen Denis Scheck und Judith Schalansky, das empfehlen wir wärmstens.

Und das Buch gibt es natürlich generell und überhaupt hier!

Von Herzen viel Glück beim Gewinnen!

(Es wird auf jeden Fall zwei Trostpreise für Platz 2 und 3 geben!)

 

 

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