Hallo, wer bist Du und wie heißt Dein Blog?
Hallo, ich bin die Betreiberin von „Ada Mitsou liest...“, einem Literaturblog, auf dem ich seit November 2009 Buchbesprechungen sowie literarisches Allerlei veröffentliche. Dazu gehören sowohl persönliche Eindrücke und Gedanken als auch Termine aus der Branche, Interviews mit Autoren und Illustratoren sowie Fundstücke aus der Netzwelt.
2013 war aus Zeitgründen ein recht stilles Jahr, doch für das neue Jahr habe ich mir ein Projekt vorgenommen, von dem ich mir u.a. mehr Muße zum Lesen und Schreiben verspreche. Es heißt „Ungelesene Bücher 2014“ und beinhaltet, dass ich vorrangig die Bücher lese, die ich bereits besitze und in dem Zuge mein Kaufverhalten drastisch einschränke.
Die vielfältigen Reaktionen darauf waren bisher sehr interessant, da der Gedanke daran, kaum noch Bücher kaufen zu können, vor allem als etwas Negatives oder Panik Auslösendes empfunden wird.
Einerseits erstaunt mich das, da es mir vor allem um Besinnung und nicht um Verzicht geht, also eigentlich um etwas sehr Positives. Andererseits werte ich die Reaktionen aber auch als gutes Zeichen, da Bücher offensichtlich einen hohen Stellenwert im Leben meiner Blog- und Facebook-Besucher haben.
Warum machst Du bei We read Indie mit?
Um die Frage zu beantworten, muss ich ein wenig ausholen. Mit der Klappentexterin bin ich bereits seit vielen Jahren befreundet. Während sie diejenige ist, die sehr kommunikativ ist und nur so vor Ideen sprüht, bin ich eher zurückgezogen und nachdenklich. Was auf den ersten Blick so gegensätzlich erscheint, erweist sich in der Praxis als bereichernde Ergänzung.
„We read Indie“ ist nicht unser erstes Projekt. Bereits im Jahr 2011 haben wir gemeinschaftlich mit zwei anderen Bloggerinnen, u.a. auch der Bibliophilin, ein Leseprojekt zu Murakamis „1Q84“ ins Leben gerufen. Da die Zusammenarbeit schon damals gut klappte, war ich auch dieses Mal sofort dabei, als sie mir von ihrer Idee, die unabhängigen Verlage in Form eines Blogprojekts zu unterstützen, erzählte.
Svenja und Caterina kenne ich u.a. durch meine Gastbeiträge bei „Jüdische Lebenswelten“ und auch Mareike ist mittlerweile eine langjährige Blogbekannte geworden, sodass ich bei niemandem Bedenken hatte, dass die Zusammenarbeit schief gehen könnte.
Bei freiwilligen Projekten ist es mir sehr wichtig, dass die Chemie unter den Mitwirkenden stimmt, damit ich mich wohl fühle, denn schließlich verbringt man einen Großteil seiner Freizeit gemeinsam durch Absprachen, Planungen und sonstigem Austausch.
Neben dem persönlichen Aspekt ist es mir ein Anliegen, Bücher, die mich bewegt haben, zu kommunizieren.
Es gibt so viele literarische Perlen auf dem Markt, dass man selbst als begeisterter Leser nicht alle überblicken kann. Da es sich nun mal so verhält, dass man im Handel mit viel Geld viel Aufmerksamkeit erkaufen kann, gehen viele kleinere und unabhängige Verlage aufgrund des geringeren Budgets, aber auch der teils spezielleren Programmauswahl in der Masse unter. Das wiederum ist sehr schade, denn nicht nur die großen Verlagshäuser haben wirklich gute Bücher im Programm, sondern eben auch die unabhängigen. Für mich ist We read Indie also eine Art Hilfestellung zur Orientierung in unbekannteren literarischen Gewässern.
Was machst Du, wenn Du nicht gerade für We read Indie oder Deinen Blog schreibst?
Vorrangig arbeite ich in einer Öffentlichen Bibliothek. Dort beschäftige ich mich nicht nur mit der Auswahl von physischen und elektronischen Medien, sondern auch mit deren technischer Bearbeitung und Vermittlung. Das Schöne daran ist, dass ich Bücher nicht an den Mensch bringen muss, denn alle Besucher, die unsere Einrichtung aufsuchen, kommen freiwillig. Sie WOLLEN lesen. Dass dieses Bedürfnis ohne großen finanziellen Aufwand in Form einer Bibliothek gestillt werden kann, finde ich großartig! Dementsprechend bin ich in meinem Beruf auch angekommen.
Abseits davon mache ich das, was die meisten anderen Menschen auch gerne tun: Ich lese, schaue Filme, bin gerne im Freien unterwegs, gönne mir ab und zu besondere Veranstaltungen, wie neulich ein Konzert von Agnes Obel (großartige Musik!) oder letztes Jahr einen Besuch im Cirque du Soleil, und verbringe Zeit mit mir selbst, Familie und Freunden.
Was macht Deinen Blog besonders?
Für mich gibt es darauf nur eine logische Antwort: Weil er mir gehört. Die Art, wie ich meinen Blog führe, ist ein persönliches Ding. Er ist nicht besser oder schlechter als andere Literaturblogs, sondern bloß anders. „Ada Mitsou liest...“ ist mein kleines Plätzchen im großen, weiten Netz, an dem ich meine Meinung zum Ausdruck bringen kann.
Bestenfalls ist das von mir Geschriebene für jemanden da draußen informativ, aber selbst, wenn es niemanden interessiert, hilft es mir doch, meine Gedanken zu ordnen. Außerdem macht es mir einfach Spaß, das, was in meinem Kopf vor sich geht, niederzuschreiben und dem Ganzen eine Form zu geben. Der Lohn dafür sind liebe und spannende Kontakte sowie neue Einflüsse, die etwas in mir bewegen.
Vielleicht fällt es mir aber auch nur so leicht, das zu sagen, weil im Laufe der Jahre auch etwas von außen zurückgekommen ist. Ich weiß nicht, ob ich den Blog immer noch führen würde, wenn all die Jahre nie jemand auf das Geschriebene reagiert hätte. Ich glaube nicht.
Was ist Dein Lieblingsleseort?
Früher war es die Badewanne. Ich konnte stundenlang im warmen Wasser liegen und dabei ganze Bücher lesen. Da ich seit einigen Jahren keine Badewanne mehr habe, ist mein derzeitiger Lieblingsleseort das Bett. Dort komme ich zur Ruhe. Anders als früher brauche ich heute Zeit zum Lesen. Die zehn Minuten zwischendurch reichen mir nicht mehr, sodass ich ein Buch nur dann zur Hand nehme, wenn ich weiß, dass ich mich ganz darauf einlassen kann.
Praktische Leseorte sind lange Zugfahrten, bei denen ich meine Aufmerksamkeit im Wechsel auf die vorbeiziehende Landschaft und die Buchseiten lege.
Bücher sind nicht mein Leben, aber ein fester Bestandteil meines Alltags, den ich nicht missen möchte.
Was ist Deine Empfehlung für den Literaturherbst 2013?
Im Herbst lese ich gerne Krimis & Thriller, wobei mir die Atmosphäre der Reihe um Flavia de Luce von Alan Bradley ans Herz gewachsen ist. Das leicht antiquierte, englische Flair passt für mich perfekt in gemütliche Räume, während es draußen stürmt und regnet. Außerdem handelt es sich bei der Hauptfigur um ein verschrobenes, elfjähriges Mädchen, was wiederum eine Brücke zu meiner Vorliebe für Kinderbücher bildet.
Aus diesem Genre empfehle ich „Im Garten der Pusteblumen“ aus dem mixtvision Verlag – wunderschöne Bilder und eine zauberhafte Geschichte über die Kraft der Wünsche. Ich liebe es, wenn ein Buch nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch anspricht.
Ein weiteres Lieblingsbilderbuch, das gut in diese Jahreszeit passt, ist „Der Tag, an dem Amos Goldberg zu Hause blieb“ von Philip C. Stead. Es erzählt die Geschichte von einem Zoodirektor, der sich liebevoll um seine Tiere kümmert, bis er eines Tages krank im Bett bleiben muss und sich die Tiere fragen, wo er bloß bleibt. Unbedingt anschauen!
Aus der Rubrik „Romane für Erwachsene“ empfehle ich „Bienensterben“ von Lisa O’Donnell. Darin geht es um zwei Mädchen, die ihre zuvor wenig fürsorglichen und jetzt mausetoten Eltern im Garten vergraben und fortan unter der Angst leben, entdeckt und somit voneinander getrennt zu werden. Die Mischung aus unterschiedlichen Erzählperspektiven, derber Sprache und der zarten Verletzlichkeit, die sich dahinter verbirgt, hat mich berührt und gefangen genommen.