Frühjahrsbücher: Das ocelot-Team empfiehlt

Posted on: März 3rd, 2014 by Fabian Thomas No Comments
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Laura Sonnefeld (ocelot Store) freut sich auf Toby Barlows Baba Jaga: Baba Jaga liest sich wie eine Mischung aus le Carré und Sorokin. CIA-Spionage trifft auf mythische Hexenwesen aus dem Osten. Packend, abstrus und am Ende überraschend. Mein absolutes Frühlingshighlight! Außerdem Stefan Bachmanns Die Seltsamen: Wie kann ein 16-Jähriger so eine komplexe Welt schaffen und dann auch noch auf über 300 Seiten einen Spannungsbogen schaffen, der mich jetzt schon dem zweiten Teil der Geschichte sehnsüchtig entgegen blicken lässt? Großartiger phantastischer All-Ager!

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Fabian Thomas (ocelot Blog): Ich freue mich auf viele Bücher in diesem Frühjahr, aber auf zwei ganz besonders. Da ist zum einen Schlafgänger, der neue Roman der Schweizerin Dorothee Elmiger, die mit ihrer Einladung an die Waghalsigen 2010 ziemlich abgeräumt hat – und das zu Recht: sie schreibt eine unvergleichliche Prosa, kämpferisch, ohne pathetisch zu wirken, wunderschön, ohne kitschig zu sein. Ganz, ganz groß! Ähnlich geht es mir bei Svenja Leiber, die ebenfalls eine ganz eigene Stimme der Gegenwartsliteratur ist und mit ihrem neuen Roman Das letzte Land jetzt ganz weit ausholt und die Geschichte eines musikbegabten Jungen erzählt, die vom ersten Weltkrieg bis in die siebziger Jahre reicht.

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Maria-Christina Piwowarski (ocelot Store): Es gibt zwei Frühjahrsneuerscheinungen, über die ich mich am allermeisten freue; zum einen hat Daniela Krien, deren Debüt ich so überaus faszinierend fand, dass ich den ersten und einzigen Fanbrief meines Lebens geschrieben habe, ein neues Buch geschrieben. Muldental beschreibt in zehn Erzählungen abgrundtiefe und himmelstürmende Nachwendegeschichten aus der ostdeutschen Provinz. Das neue Kinderbuch aus dem Atelier Flora, Das Buch der Verwandlungen, ist nicht nur ein besonderer Titel für mich, weil mein Sohn bei der Herstellung wieder mit von der Partie sein durfte. Vor allem überzeugt mich der Blick der vier Autorinnen auf unsere bunte, spannende und manchmal eben auch komische Welt. Ein Blick, der durch Kinderaugen zu erfolgen scheint, aber niemals herablassend wirkt oder einer „Kreativ-Doktrin“ gleich kommt. Diese Bücher machen wirklich Lust aufs Staunen, sie inspirieren und treffen die kindliche Neugier punktgenau.

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Ralf Diesel (ocelot Blog) freut sich auf Jean Echenoz' 14: Auf gut 125 Seiten begegnet Echenoz dem Krieg, dem nicht mit Worten zu begegnen ist. Die Spuren der Kriegsvorgänge, vom Einzug Frankreichs in den 1. Weltkrieg bis zu seinem Fortgang über die Jahre, sind gerade noch fassbar, das Erleben lässt sich jedoch nicht auflösen. Die Front selber, der eigentliche Kriegsschauplatz, bleibt vom Lazarett an ausgespart. Das Überleben im einst zivilen Raum, quasi der Rest des Todes macht dieses Buch hart, bald zynisch. Der Krieg als Instrument steht dem Leben als Mittel gegen den Tod gegenüber. Echenoz schreibt die Unmöglichkeit des Schreibens. Es ist hervorragend im wörtlichen Sinne: Es ragt aus sonstigen Kriegsbeschreibungen hervor, indem es den Wandel des Menschen gegenwärtig macht und den Menschen nicht im historischen Ort belässt.

Und auf welches Buch freut ihr euch ganz besonders in diesem Frühjahr? Schreibt es uns als Kommentar oder auf Facebook!

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