Studie: Internet- und Web 2.0 Nutzung in Deutschland
Die Reichweite des Internets ist in Deutschland inzwischen fast vergleichbar mit der des Fernsehens: 76 Prozent der deutschen Onliner sind täglich im Netz und 49 Millionen Menschen ab 14 Jahren nutzen das Internet wenigstens gelegentlich. Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von 69,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sind in 2010 damit 5,5 Millionen Nutzer neu hinzugekommen, was einem Zuwachs von 13 Prozent entspricht. Social Communitys sowie Video- und Fernsehinhalte im Netz werden immer beliebter, wobei das Anschauen von Onlinevideos für die meisten Nutzer weitaus wichtiger ist als viele Web-2.0-Aktivitäten.
ARD/ZDF-Onlinestudie häufig zitiert
Dies sind Ergebnisse der viel zitierten ARD/ZDF-Onlinestudie 2010. Seit 1997 befragt sie die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren, wobei die Stichprobengröße in 2010 n=1804 betrug. Durch diese breite Befragung und die wissenschaftlichen Erhebungsmethoden gilt die jährliche ARD/ZDF-Onlinestudie als seriös und verlässlich. In meinen Recherchen bin ich auf keine andere Erhebung zur Internetnutzung in Deutschland gestoßen, die annähernd so häufig herangezogen und zitiert wurde. Da sich meine Masterarbeit mit Social Media in den Investor Relations beschäftigt, interessiert mich in erster Linie die Web 2.0 Nutzung, die ebenfalls seit einigen Jahren ermittelt wird.
Wie relevant ist das Internet generell für Wirtschaftsinformationen?
Interessant ist, dass in 2010 26 Prozent aller Internetnutzer (also Kinder und Senioren inbegriffen) gelegentlich oder häufig im Netz Informationen zu Wirtschaft und Börse gesucht und genutzt haben. Wenn man für die typischen Zielgruppen der Investor Relations (Financial Community) tendenziell von berufstätigen, besser gebildeten, männlichen Personen zwischen 30 und 59 Jahren ausgeht, dürfte dieser Prozentsatz noch deutlich höher liegen.
Mehr zur Grundcharakteristik der Nutzer sagt die „MedienNutzerTypologie 2.0“ aus. Die Gruppe der „routinierten Infonutzer“ beispielsweise beschäftigt sich täglich zwischen 100 und 350 Minuten intensiv mit Netzinhalten, während der Gesamtdurchschnitt bei 77 Minuten liegt.
Tendenziell kann man also davon ausgehen, dass das Internet generell für Wirtschaftsinformationen und damit auch für Investor Relations Kommunikation sehr relevant ist.
Verstärkte Nutzung von Web 2.0 in Deutschland
Der Anstieg der gelegentlichen bis regelmäßigen Nutzung von Social Media war bei Wikipedia, Videoportalen (z. B. Youtube) sowie privaten Netzwerken und Communitys in den letzten Jahren besonders stark. Fotosammlungen und -Communitys (z. B. Flickr), berufliche Netzwerke und -Communitys (z. B. Xing, LinkedIn), Lesezeichensammlungen (Social Bookmarks) sowie Weblogs stagnieren dagegen oder nehmen laut Studie sogar leicht ab. Es ist also eine wachsende Nutzungskluft zwischen populären Web-2.0-Formen und speziellen Angeboten zu beobachten.
Die Twitternutzung wurde 2010 erstmals im Rahmen dieser Studie erhoben. Drei Prozent bzw. hochgerechnet ca. 1,65 Millionen Menschen (überwiegend junge Männer) haben den Kurznachrichtendienst schon einmal genutzt, davon jedoch knapp zwei Drittel ausschließlich passiv, also nur lesend.
Beeindruckend ist die Nutzungshäufigkeit bzw. -intensität privater Communitys/Netzwerke unter eigenem Profil 2010: Hier stehen beispielsweise die 50 bis 59 jährigen Nutzer den 30 bis 39 jährigen in keinster Weise nach. 47 Prozent pflegen wöchentlich ihr soziales Netzwerk und 32 Prozent sogar täglich. (Beide Angaben setzen allerdings ein eigenes Profil beispielsweise bei Facebook voraus. Dies wird aus der Tabelle nicht sofort ersichtlich.)
Relevanz für Investor Relations
Für konkrete Fragestellungen von IR Abteilungen sowie meine Masterarbeit sind die Zahlen der ARD/ZDF-Onlinestudie nur bedingt aussagekräftig. Die allgemeine Internet- und Web 2.0 Nutzung des gesamten Bevölkerungsdurchschnitts lässt sich kaum auf die speziellen Zielgruppen der Investor Relations anwenden. Lediglich über die angesprochene Gruppe der „routinierten Infonutzer“ lassen sich Tendenzen aufzeigen, wie wichtig Internet und Social Media für die professionelle berufliche Nutzung mittlerweile sind.
Für andere Unternehmensbereiche wie beispielsweise Human Ressources oder Marketing dagegen sind die nach Alter gestaffelten Erhebungen sicherlich wertvolles Informationsmaterial für die Online-Strategieplanung.