Whitepaper: Social Media in der Berichterstattung
Das CIRI (Canadian Investor Relations Institute) und die US-Agentur Q4 Web Systems haben ein neues Whitepaper zur Rolle von Social Media im Reporting von Aktiengesellschaften in Kanada herausgegeben. Das Whitepaper ist grundsätzlich auch auf deutsche Aktiengesellschaften anwendbar und bietet einen Überblick, wieso Investor-Relations-Abteilungen Social Media nutzen sollten, wo die Stolperfallen liegen und wie Unternehmen Social Media in acht Schritten implementieren können:
Wieso Social Media für Investor Relations?
- Reichweitensteigerung (Erreichung neuer Zielgruppen)
- Profilschärfung (Abgrenzung zum Wettbewerb)
- Vertrauensaufbau (Festigung der Aktionärsbindung)
- Markenführung (z. B. Imageaufbau)
- Demonstration von Innovationsfreudigkeit
- Reduzierung von Aufwand (durch öffentliche Kommunikation)
Stolperfallen
- Rechtliche Restriktionen (Wie in Deutschland auch, müssen in Kannada sämtliche kursrelevante Informationen zunächst über vorgeschriebene Wege öffentlich verbreitet werden, bevor sie über Social Media gespielt werden dürfen.)
- Interaktion erzeugen (Um einen echten Dialog zu erzeugen, sollten Investoren mit einer überzeugenden Social-Media-Strategie animiert werden, die nicht lediglich aus dem Verlinken von Pressemitteilungen besteht.)
- Erfolgsmessung (Nicht jeder Effekt lässt sich unmittelbar technisch messen, beispielsweise ist der Imagegewinn durch eine Social-Media-Aktivität schwer zu beziffern.)
- Kosten-Nutzen-Abwägungen (Kleine Aktiengesellschaften können zusätzliche Social-Media-Aktivitäten eventuell nicht realisieren.)
- Fehlende Unterstützung der Unternehmensleitung (Wenn das Top-Management Social Media nicht verstanden hat, wird eine Implementierung ungemein erschwert.)
- Ausreichende Coverage (Große Unternehmen könnten sich in dem Glauben bewegen, bereits über genug covernde Analysten und mediale Aufmerksamkeit zu verfügen.)
- Rasante Technologieentwicklung (Insbesondere die sich schnell entwickelnden Social Media erfordern eine hohe Anpassungsfähigkeit.)
Implementierung von Social Media
- Zuhören und Lernen (Kontinuierliches Social-Media-Monitoring und ein Verständnis der Entwicklungen sind Minimal-Voraussetzung und der erste Schritt. Dabei sollten Unternehmen sich nicht ausschließlich auf externe Beratung verlassen.)
- Strategieentwicklung (Nach einer Analyse zusammen mit anderen Unternehmensbereichen sollte sich die Investor-Relations-Abteilung auf ein bis zwei Social-Media-Kanäle fokussieren, die bespielt werden.)
- Top-Management fit machen (Beispielsweise mit Schulungen zu Blogartikeln oder Video-Botschaften auf Youtube.)
- Prozesse und Strukturen aufsetzen (Beispielsweise die Integration der Rechtsabteilung oder die Entwicklung von Social-Media-Policies. Außerdem sollte die Corporate Disclosure Policy, also der standardisierte Prozess der Informationsverbreitung, um Social-Media-Kanäle erweitert werden. Auch ein Krisenkommunikations-Plan und die Schulung von Mitarbeitern werden hier angesprochen.)
- Kanal-Einrichtung und Ressourcenverteilung (Die Einrichtung und kontinuierliche Bespielung eines eigenen Kanals sollte nicht unterschätzt werden. Von 10% bis zu 100% Arbeitsleistung einer Personalstelle der IR-Abteilung kann darauf verwendet werden. Außerdem kommt es auf eine umfassende Integration in die sonstigen Kommunikationsaktivitäten des Unternehmens an.)
- Monitoring der Gespräche (Hier wird erneut das Monitoring thematisiert, wobei Unternehmen lernen müssen, auch mit kritischen Kommentaren umzugehen und angemessen zu reagieren.)
- Erfolgsmessung der Social-Media-Aktivitäten (Viele Unternehmen bezeichnen diesen Schritt als den schwierigsten. Der Return on Invest kann beispielsweise über die Fan- und Follower-Entwicklung annäherungsweise bestimmt werden.)
- Prüfung und regelmäßige Anpassung (Social Media entwickeln sich schnell und die Strategie sowie der Erfolg sollten regelmäßig einer kritischen Überprüfung unterzogen werden.)
Außerdem bietet das Whitepaper auf Seite 17 eine Checkliste mit Fragen, mit denen sich ein IR-Manager einmal beschäftigt haben sollte. Diese Fragen sollten am besten im Rahmen der Strategieentwicklung im Vorfeld umfassend diskutiert werden.