Erst ein Mal posthum 1956 in Amerika veröffentlicht, ist diese zweisprachige Ausgabe die erste Wiederveröffentlichung des Originaltextes. Die Übersetzung durch Ulf Stolterfoht ist eine ebenso genaue wie poetisch durchgearbeitete Reverenz an die Steinsche Welt ganz aus Wörtern.
Auf dem Schreibtisch von Oskar Pastior fand sich nach seinem Tod ein Stapel Manuskripte: ein ausgefunkeltes Spektrum lyrischer Texte, das zwölf Gedichte aus „Les Fleurs du Mal“ von Charles Baudelaire in jeweils fünf Erscheinungsformen gleichzeitig intoniert. In ihnen tritt nicht nur der von Pastior stets entfesselte Reiz der Buchstaben und Wörter ins hellste Licht, sondern auch die Tragweite seiner Themen, die man ja nur allzu gern überliest.
Ulf Stolterfoht beherrscht das Kunststück, Gedichte zu schreiben, die mit allen Wassern der philosophischen und poetologischen Mühlen gewaschen sind – und uns doch zu unterhalten – oder gerade deshalb: weil er sie auf eine Mühle leitet, mit der er nicht einfach zum Klappern beiträgt, sondern zu dessen Erkenntnis.
Was ohnmächtig erlebt wird, ist hier durch die poetische Ordnung sag- und sangbar geworden.
Von fremdvertrauten Dingen handeln diese Gedichte: von Spaziergängen durch Vororte oder vom Gehen auf dem Hochseil, von Vornamen von Frauen, von Zugfahrten mit Bartleby, von bizarren Verwandlungen und von Gefühlen, die sich noch keine Sprache haben schaffen können. In Kurt Aeblis Texten spricht eine ganze Stadt mit sich selbst. Eine innere Prismenbrille ist sicher hilfreich beim Lesen.
Ob Emily Dickinson „Amerikas größte Dichterin“, wie in der Verlagsankündigung geschrieben, oder andernorts als „weiblicher Marquis de Sade der Innerlichkeit“ tituliert sei mit einem !? versehen, aber ganz sicher gehören ihre Gedichte voller Anmut und Eigensinn zum Schönsten im Schatz der Weltpoesie.
„Das Experiment des österreichischen Lyrikers Michael Donhauser, der in seiner Übersetzung der späten Verse Rimbauds den „poète maudit“ als zarten Naturmagier lesen wollte.“ wie es Michael Braun formuliert.
Da sowjetische Exegeten von der Literatur stets „Geschlossenheit“ erwarteten, wurde Anna Achmatovas letztes großes Werk „Enuma elisch“ jahrzehntelang nur stiefmütterlich behandelt. Es galt als nicht wirklich existent, zumindest als unvollendet. Indessen hielt sie es selbst, wie zahlreiche Briefe belegen, für ihre wichtigste Schöpfung, ja, sogar für ihr dichterisches Testament schlechthin. Mit der vorliegenden Übertragung wird der Text zum ersten Mal auch im deutschsprachigen Raum bekannt.