WARNUNG
Nehmt keine Spötter mit in den Kosmos,
das rat ich euch.
Vierzehn tote Planeten, einige Kometen, zwei Sterne,
und schon unterwegs zum dritten
verlieren die Spötter den Humor.
Der Kosmos ist, wie er ist,
das heißt vollkommen.
Die Spötter verzeihen ihm das nie.
Nichts wird sie freuen:
die Zeit – weil zu ewig,
die Schönheit – weil ohne Makel,
der Ernst – weil ohne Witz.
Alle werden staunen,
nur sie werden gähnen.
Unterwegs zum vierten Stern
wird es noch schlimmer.
Saures Lächeln,
Schlaf- und Gleichgewichtsstörung,
dumme Gespräche:
daß der Rabe mit dem Käse im Schnabel,
daß die Fliegen auf dem Bildnis des Durchlauchtigsten Herrn
oder der Affe im Bade
– na ja, das war ein Leben.
Spötter sind beschränkt.
Ziehn den Donnerstag der Ewigkeit vor.
Primitiv.
Mögen die falsche Note mehr als die Sphärenmusik.
Am wohlsten fühlen sie sich in der Ritze zwischen
Theorie und Praxis,
Ursache und Wirkung,
das aber ist keine Erde und hier stimmt alles.
Auf dem dreißigsten Planeten
(in puncto Wüstenhaftigkeit tadellos)
weigern sie sich sogar, die Kabinen zu verlassen,
weil der Kopf, weil ein Finger sie schmerzt.
Nichts als Schererei und Schande.
So viel Geld hinaus geworfen in den Kosmos.
Ironie und Poesie beißen sich normalerweise, zumindest dort, wo es nicht satirisch werden soll. Bei der polnischen Literatur-Nobelpreis-Trägerin geht die Ironie aber freundschaftlich Hand in Hand mit der Offenbarung einer feinen und feinsinnigen Seele – weder klopft sie sich platt auf die Schenkel, noch entwertet sie die Empfindung zugunsten eines besserwisserischen Zynismus’. Die Worte der Autorin sind echt, wahr – sie steht über den Dingen, aber läuft ihnen nicht davon…
Kankin Gawain, amazon.de, 10.7.2011
Wisława Szymborska in memoriam.
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