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Fund der Woche 8-2012

24. Februar 2012

Autor: Mirko Strauchmann

Fund der Woche
Praxisbeispiele
Reputation als Arbeitgeber

Nur “Mehr Schein als Sein” und “Lippenbekenntnis”? Oder doch “Top KnowHow – Top Leistung”? Arbeitgeberbewertungen können sich mitunter sehr uneinheitlich, geradezu als Grabenkampf zeigen. So stellte ich mir die Frage: “Was denn nun?”, als ich auf dem Arbeitgeberbewertungsportal Kununu auf die sieben Einträge zur GeMax – Coester & Schmidt GmbH in Kassel gestoßen bin.

Das Bild, dass sich auf Kununu zeigt, gibt nämlich Anlass zu einigen Fragen. Für das Hotel- und Gastronomie-Beratungsunternehmen wurden dort in den letzten sieben Tagen gleich fünf Bewertungen abgegeben. Zwei weitere stammen aus dem vergangenen Jahr. Das eigentlich Interessante ist nicht nur die Häufung seit dem 17. Februar, sondern auch die jeweilige Tonalität. Drei schlechte Bewertungen wurden am selben Tag, besagtem 17. Febraur, veröffentlicht. Ihnen gemein ist Kritik an den Vorgesetzten und Lob für die Arbeitsbedingungen (Räumlichkeiten etc.).

An diesem Punkt fragte ich mich, wieviele Menschen eigentlich hinter diesen drei Bewertungen stecken. Auch wenn Details und die Angaben bezüglich der Position des Arbeitnehmers unterschiedlich sind, ist diese Häufung doch auffällig. Und stimmt misstrauisch. Sollte es sich tatsächlich um weniger als drei Menschen hinter den drei Bewertungen handeln? Dann ist dies durch die unterschiedliche Vergabe von Punkten in den einzelnen Kategorien halbwegs passabel vertuscht. Oder fand eine Absprache zwischen den dreien statt? Auch denkbar. Um einen bloßen Zufall wird es sich jedenfalls nicht handeln.

Damit aber nicht genug des Misstrauens. Am 21. Februar erschien eine weitere Bewertung, die klipp und klar ausspricht, dass die drei Bewertungen von Mitarbeitern stammen, die sich “auf Kosten seines [!] ursprünglichen Know-How-Gebers” selbstständig machen – und Kunden mitnehmen. Diese Replik ist schwer einzuschätzen. Will da jemand – möglicherweise im Auftrag? – ein schiefes Bild wieder geraderücken? Oder die Wand so hinrücken, dass das schiefe Bild gerade erscheint? In jedem Fall fühlte sich dort jemand auf den Schlips getreten, dass seine Kollegen abziehen. Eine wirkliche Arbeitgeberbewertung ist dies nicht, wenngleich eine Bewertung stattfindet. Es ist eine Retourkutsche.

Wer sich nun über GeMax als Arbeitgeber informieren will, sieht sich vor ein großes Problem gestellt. Welchen Bewertungen ist zu trauen? Bis auf “die Drei” sind sie durchweg sehr positiv. Auch die neueste, die einen Tag nach der Retourkutsche erschienen ist. Und im Übrigen erneut aus dem Vertrieb/Verkauf stammt. Sie ist wieder eine lupenreine Arbeitgeberbewertung. Es hinterlässt jedoch einen schalen Eindruck, wenn solch eine zweckgebundene Plattform für einen Schlagabtausch missbraucht wird. Das hinterlässt Schrammen nicht nur an der Reputation des Unternehmens, sondern auch am Image von Kununu.

Doch wie soll man mit so etwas umgehen? In jedem Falle sei GeMax geraten, eine offizielle Stellungnahme zu den zweifelhaften Bewertungen hinzuzufügen. Diese Möglichkeit besteht. Zudem sollten – Standardrat – die zufriedenen Mitarbeiter zu einer Bewertung animiert werden. Auf der anderen Seite wäre es für Kununu überlegenswert, diese Bewertungen noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Und das insbesondere unter dem Gesichtspunkt, ob sie “dem Ansehen von kununu zuwiderlaufen”, wie es in den AGB heißt.

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Kommentare

12.06.2012

Transparenz durch Arbeitgeberbewertungsportale – Fluch für Unternehmen, Segen für Bewerber? « personalmarketing | employer branding | social media – kritisch hinterfragt | personalmarketing2null

[...] wird kununu auch gerne von Unternehmen dazu missbraucht, sich als Top-Arbeitgeber zu verkaufen. Schnell sind ein paar Einträge erstellt, die das Unternehmen über den grünen Klee loben. Auffällig ist es insbesondere dann, wenn nur solche Beiträge zu finden sind. Oder wenn diese im [...]

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Autor

Mirko Strauchmann Mirko Strauchmann
Mirko Strauchmann, M.A., ist studierter Germanist, Historiker und Archäologe. Bevor er bei New Communication einstieg, sammelte er erste Erfahrungen in Lektorat und PR. Im Online Reputation Management führt er vor allem semantische Analysen und eine soziodemografische Einordnung der Schreiber der untersuchten Texte durch.
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