Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel
Ordnungen? und gesetzt selbst, es nähme
einer mich plötzlich ans Herz: ich verginge von seinem
stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichts
als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen
(R. M. Rilke: 1. Duineser Elegie)
wer, wenn ich schriebe ihm nach, bliebe,
wer aus meinen verzettelten worten,
eingeheimst aus den googles und link’schem getriebe
buchgestabt auf diese wenigen zeilen, die orte
der zeitungsseite gedruckt, wie ich schrieb
ein leben auf halbes herunter, hölderlin,
zettelverkarstet und nächtens nur halb meiner lieb’
das trunkene schreibwerkzeug auf insulin
oder anderer arzeneien, die uns ein bleiben
grad’ noch ermöglichen, dieses zu schauen,
was nicht geschrieen, wär’ aber zu schreiben
noch in das schüchtern verstellte des grauens,: …!
dass tod … und die hoffnung, dass alles,
was einst wir geschrieben hätten,
bliebe nach uns und sagte verfall’nes –
ohne das datum – und seine verheerende ketten.
Nicht nur, ob etwas bleibt und was, ist die Frage, sondern viel eindringlicher, ob ich, klar abgegrenzt, darin sichtbar bleibe – so verstehe ich das Gedicht. Vielleicht ist die Frage nach dem, was beibt, im tiefsten Grunde immer die Frage „Bleibe ich? Auch wenn ich gegangen bin?“
Was bleibt? Relevant ist doch auch wie’s weitergeht:
Ja, die Frühlinge brauchten dich wohl. Es muteten manche
Sterne dir zu, daß du sie spürtest. Es hob
sich eine Woge heran im Vergangenen, oder
da du vorüberkamst am geöffneten Fenster,
gab eine Geige sich hin. Das alles war Auftrag.
Aber bewältigtest du’s? Warst du nicht immer
noch von Erwartung zerstreut, als kündigte alles
eine Geliebte dir an? (Wo willst du sie bergen,
da doch die großen fremden Gedanken bei dir
aus und ein gehn und öfters bleiben bei Nacht.)
was hindert uns zu finden was wir noch nicht – nicht mehr – niemals vielleicht in uns sehen… wer wenn nicht ich kann verstehen was ich sehe. es bleibt, kann nicht vergehen. nur in welcher erscheinung – wer erlebt was… können wir uns in den Augen sehen…