mutige quinte: grundton im baß. darauf erst mit kleiner sekund umspielend, dann in die quinte – halten! sor-ge dich nicht; ein lebe bzw. liebe (in den frauenstimmen) als clusterakkord. grundton wird gehalten, leer durch fehlende quinte.
treues diarium steht sk bei. sk fühlte sich schlecht – irgendwie. nach e am fr & sa nun die zeit des wartens. keine planung für wiedersehen. sehnsucht oder sowas, in sk deutlich. sk betäubt an seinem schreibpult die sich über die tasten tastenden finger, bier und thc für den kopf. freilich, dachte sk, wäre es jetzt mehr als übereilt, die geduld zu verlieren. ergo: „ich steh hier und singe in gar sichrer ruh“. sk hatte bei der libuli-sitzung plötzlich einen abscheu gegen all das politgeplenkel. ödnis des immer vergeblichen kampfes. durchhalteparolendurchhalteparolen. und in sachen e auch nichts als durchhalteparolen:
1. e am sa beim „zielwassertrinken“ vor dem bowlen, als inge erzählt, daß er sk jetzt dauernd stellengesuche für redakteure von der taz &c. auf den schreibtisch lege: „willst du weg aus kiel, suchst du einen anderen job?“ fast ein wenig bestürzt fragte sie das. sk deutelt. ob sie das nicht so gut fände. ob seine angst, daß sie nach amerika abschwirrt, bei ihr ein ein echo findet. sozusagen eine panik, daß nichts angefangen hat, bevor es durch äußere gründe schon wieder zuende ist.
2. e fand, so zu isa, sk’s nußknackerkritik sehr gut, große klasse sozusagen. hat sie das rätsel aus 3 zeilen hohen hängenden initialen lösen können. sk kann nicht hoffen, das jetzt erfahren zu können, denn wenn: wie sollte sie jetzt darauf reagieren?
„gute nacht o wesen“ (bach, bwv 227).
jedenfalls fand sie’s nicht schlecht. heute ist sie beim arzt, einen leberfleck auf dem rücken wegmachen lassen. das hat sk vor jahren am beinunterschenkel durch. verbindet sowas? kreuzung der ambulanzen mit mehrjähriger zeitverzögerung. was kann sich sk darauf einbilden?
sk auf dem weg in die leidensverschachtelung zurück, sein liebstes gehäuse. wann hört das endlich auf, dieser vorschnelle rückzug? andererseits die gewußte notwendigkeit, das alles, weil es so normal – sehnsucht – ist, durch-x-en zu wollen. sk’s befindlichkeiten entwickeln sich am abend vor dem schreibpult, unterbrochen immer wieder von der rhythmisch gewordenen arbeit in seinem viel zu großen büro.
„fürchte dich nicht, ich bin bei dir – weiche nicht!“
„fürchte dich nicht, ich bin bei dir“
„fürchte dich nicht, ich bin bei dir“
„fürchte dich nicht, ich bin bei dir“
die plötzliche befreiung aus der hölle. ein verschlafenes stimmchen am telefon. „le telefon son“. e hat’s überlebt und schenkt sk leben. sorge dich nicht – liebe. sk hat mit e noch gesprochen, ihre stimme gehört. ok, erledigt. weggeschwebt. ganz kindisch. und gleich vom hörer weg an den recorder. verzettelt zwischen buchstaben ist sk bei ihr. und natürlich also bei sich außer sich, weitet sich hinaus ins leben. noch zu beginn des textes bestürzt, nun getröstet.
trost trost trost trost. fürchtet sich nicht. er stirbt nicht, er lebt.
ihre stimme schien zu verraten, daß sie 1 & 1 zusammengezählt. das hätte sk noch sagen wollen: er höre gerade bach, und da heiße es jetzt so schön passend gerade, stammelte sk, „fürchte dich nicht, ich bin bei dir“. sk ist wieder auf posten, aus seinem verschlag heraus. über ihm der himmel, sterne zwischen wolken, die sich zum verschenken anbieten.
jetzt schreibt sk auf eine karte mit magritte’s „ceci n’est pas une pipe“ auf der rückseite folgendes:
liebe esther!
als isa dich wachklingelte, vergaß ich vor dem – nun erlaubten – auflegen noch zu erwähnen – und erwähne es also jetzt, daß im selben moment eine bach-cd, die grad bei mir lief, säuselte: „fürchte dich nicht, ich bin bei dir“ (motette BWV 228). das kann mensch natürlich so oder so interpretieren. denn siehe rückseite: „dies ist keine pfeife“, obwohl’s natürlich eine ist. fürchte dich trotzdem nicht. wenn mensch von der leber weg das ’r’ läßt, bleibt ****! gute besserung, nebst dazu noch fehlendem ’i’ wünscht dir
dein drosselmeyer.
fein, sk, denkt sk. ein neues rätsel, das nun zu enträtseln sein müßte, weil es sich als rätsel zu erkennen gibt. fein, so ergibt sich in der anfänglichen hoffnungslosigkeit des diariumseintrags quasi zufällig ein hellster schimmer. gänzliche ruhe und glück fühlt sk nun. so wird es gehen. oder nicht, was im jetzigen zustand egal wäre. dieser augenblick sei es wert, meint sk.
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