
Charlotte Engmann: Zwölf Zauberzeichen

„Zwölf Zauberzeichen“ ist das dritte Buch, das Charlotte Engmann in ihrer „Edition Blauer Drache“ erscheinen lässt. Nach dem Roman „Die Gralsdienerin“ und den düsteren Storys der Sammlung „Dreizehn Blutstropfen“sind es nun zwölf eher helle und zauberhafte Geschichten, die die Anthologie darbietet, auch wenn Kriegerinnen und Magier durchaus Blut vergießen oder gar ihr eigenes Leben einbüßen.
Wiedersehen mit "Heldin, Hure, Henkerin"
Engmann erzählt von Libellenelfen und magischen Bibliotheken, von Schwertkämpferinnen, Priesterinnen und Piraten, von Hexen und Zwergen. Wer den Weg der Autorin schon länger verfolgt, wird einige „alte Bekannte“ wiedererkennen. So war die dreiteilige Studie „Heldin, Hure, Henkerin“ bereits in den 1990ern Titelgeschichte eines von der Autorin zusammengestellten Fanzines. Eine andere Geschichte erzählt von „Kranich“, der Botin des Königs, die immer wieder auf dem Geisterpfad ums Leben kommt und unbarmherzig zu weiterem Dienst neu erweckt wird. Die Leser lernen die Priesterin Ramonophi kennen, die einst vom ägyptischen Pharao zum Tode verurteilt wurde und einen Fluch aussprach, der bis ins Raumfahrtzeitalter Bestand hat. Das Buch berichtet von einem Zwerg, der sich gegen die boshaften Lästereien einer Gruppe Abenteurer äußerst wirkungsvoll zur Wehr setzt, und erzählt von einer Elfe, die ihre verratene Schwester an deren Ex-Geliebten rächt.
Nachtjägerin tötet im Dienste einer Hexe
Unter den längeren Geschichten beeindruckt besonders die Geschichte der „Nachtjägerin“ Ryska: Als Kind war sie einzige Überlebende eines Dorfes, das von Flussleuten überfallen wurde. Zur Frau gereift, wurde sie zu einer tödlichen Rächerin. Doch eine geheimnisvolle Krankheit zwingt sie in die Dienste einer Hexe. Nun soll sie auf Befehl ihrer Auftraggeberin helfen, einen Dämon zu besiegen – und ausgerechnet ein Magier der verhassten Flussleute soll die Beschwörung des furchtbaren Wesens durchführen.
Jadeglanz und das Labyrinth im Tränenberg
Fantasy im asiatischen Milieu bietet dagegen die Geschichte der Schattenkämpferin „Jadeglanz“. Die junge Frau wurde als Kind bei ihrem Meister zurückgelassen, als ihre Mutter in das Labyrinth des Tränenbergs eindrang und nicht zurückkehrte. Nur einmal im Jahr öffnet sich der Eingang zum Berg, der Ausgang auf der gegenüberliegenden Seite erscheint am Morgen darauf, und wer das Labyrinth bis dahin nicht durchquert hat, sieht das Tageslicht nie wieder. Doch nun hört Jadeglanz eine Stimme in ihren Gedanken, die sie in den Berg ruft.
Covermotiv von Stefanie Pappon
Die Anthologie, in der kurze und lange, kriegerische und nachdenkliche, traurige und heitere Geschichten sich abwechseln, zeichnet sich durch ein besonders ansprechendes, magisches Cover aus: Auf dem geheimnisvoll dunkelgrünen Grund mit den astrologischen Zeichen und angedeuteter Schrift sieht man Wurzel- oder Rindenstrukturen eines verwitterten Baums, in dem man bei näherer Betrachtung ein Ungeheuer entdecken kann. Das Foto stammt von Stefanie Pappon, die bereits die Covermotive zu den beiden ersten Büchern der Edition geschossen hat.
Fazit: Eine abwechslungsreiche, vielseitige Anthologie mit klassischen Fantasy-Storys, die ausnahmslos lesenswert sind. Die Sammlung bietet Spannung ohne Plattheiten und Nachdenkliches ohne Langeweile.
Die „Edition Blauer Drache“ ist ausschließlich über die Homepage der Autorin zu beziehen.
Als nächster Band der Reihe ist die Anthologie „Elf Sonnenflecke“ angekündigt.
Charlotte Engmann: Zwölf Zauberzeichen. Fantasygeschichten. Edition Blauer Drache, 2009. Paperback, 136 Seiten. Euro 10.
© Petra Hartmann
Weitere Bücher von Charlotte Engmann
Die Gralsdienerin
Dreizehn Blutstropfen
Dämonen über Luxemburg
Elf Sonnenflecke
Die Rechnung wird mit Blut bezahlt
Spiel mir das Lied vom Untod