Schönwerth, Franz Xaver von, Germanist, Sprach- und Volkskundeforscher, Generalsekretär und Ministerialrat am bayerischen Staatsministerium der Finanzen bei König Maximilians II. von Bayern, * 16. 7. 1810 in Amberg (Oberpfalz), kath., † 24. 5. 1886 in München.
Eltern: Joseph Schönwerth, Zeichenlehrer am Amberger Gymnasium,
und Josepha, geb. Kirchberger
Sch. besuchte das Amberger Gymnasiums, trat 1829 über an die Philosophische Sektion der Lyzeal-Studienanstalt zu Amberg, schloss drei Jahre später als zweitbester Schüler ab und begann das Studium an der Bauakademie in München. Nach Prüfung für den höheren Finanzdienst
fand er Anstellung bei der Regierung von Oberbayern, wurde 1845 Privatsekretär des Kronprinzen Maximilian und 1848 nach der Thronbesteigung Maximilians II. Hofsekretär und Vorstand der Kabinettskasse, drei Jahre später Generalsekretär und Ministerialrat am bayerischen Staatsministerium.
Überzeugt davon, dass die abgelegene Oberpfalz reicher an „ächter, alter Sage“ sei als viele andere deutsche Landstriche, begann Sch. 1854 erste Arbeiten zu den „Sitten und Sagen“ . Angeregt durch seine Frau Maria Rath aus Neuenhammer bei Vohenstrauß (Heirat 1856) befragte Sch. oberpfälzische Landsleute nach allem, was sie aus dem Volksleben an Sitten und Sagen wussten. Entstanden ist ein dreibändiges Werk (1857 Veröffentlichung des 1. Bandes „Aus der Oberpfalz – Sitten und Sagen“, 1858 Band 2, 1859 Band 3).
Seine Arbeit fand die volle Hochachtung von Jakob Grimm, der 1858 über ihn schrieb: „Nirgendwo in ganz Deutschland ist umsichtiger, voller und mit so leisem Gehör gesammelt worden“. Für seine Sitten und Sagen wurde Sch. 1859 der persönliche Adel verliehen, und Maximilian II. gewährte ihm Diensturlaub für zwei längere Forschungsaufenthalte 1860 und 1861 in der Oberpfalz. Ein zweiter im Nachlass aufbewahrter Brief Jakob Grimms von 1861 beweise, so Dr. Roland Röhrich in „Schönwerth: Sein Leben und sein Werk“, dass seit 1858 ein wissenschaftlicher Gedankenaustausch zwischen Grimm und Sch. stattgefunden haben müsse. Grimm stellte die „Sitten und Sagen“ in einem Brief an Karl Julius Schröer als Vorbild für weitere Sammlungen heraus. Johann Sepp berichtete sogar, dass Jakob Grimm “die Liebe, welche er zu Schmeller hegt, nach dem Hingang des um den deutschen Sprachschatz und die Mundarten unsäglichen verdienten Mannes, nun auf Schönwerth, als dessen eigentlichen Nachfolger, übertrug“.
Erschienen:
Schönwerth, Franz Xaver: „Aus der Oberpfalz – Sitten und Sagen“, Band 1, 2, 3, Volksausgabe Augsburg;
Schönwerth, Franz Xaver:„Dr. Weinholds Baierische Grammatik und die Oberpfälzische Mundart“,
Regensburg 1869;
„Oberpfälzer Sagen, Legenden, Märchen und Schwänke“ aus dem Nachlass Franz X. v.Schönwerth’s, gesammelt von Karl Winkler, Verlag Michael Lassleben, Kallmünz;
„Das Schönwerth-Lesebuch– Volkskundliches aus der Oberpfalz im 19. Jahrhundert“, von Dr. RolandRöhrich, Verlag Pustet, Regensburg, 1981;
„Der oberpfälzische Volkskundler Franz Xaver Schönwerth – Sein Leben und sein Werk – ”
von Dr. Roland Röhrich, Verlag Lassleben, Kallmünz, 1975; „Der rote Zwerg“, 12 unbekannte Märchen von Franz Xaver Schönwerth aus der Oberpfalz, Herausgeber Fr. Ant. Niedermayr, Regensburg, ISBN 3-98007545-0-2;
„Oberpfälzer Sagen und Märchen“, Sonderheft aus dem Buchverlag der Mittelbayerischen Zeitung zum 100. Todestag von Franz Xaver von Schönwerth, Regensburg, 1986